Modellprojekt Sachsen-Anhalt will Vier-Tage-Woche an Schulen erproben

Magdeburg · Normalerweise gehen Schüler in Deutschland fünf Tage pro Woche zur Schule. Das Bundesland Sachsen-Anhalt erprobt ab dem kommenden Schuljahr ein anderes Modell. Einige Parteien und Verbände halten davon wenig.

 Einen Zusammenhang zum Lehrermangel dementiert das Bildungsministerium.

Einen Zusammenhang zum Lehrermangel dementiert das Bildungsministerium.

Foto: dpa/Matthias Bein

Sachsen-Anhalt probt an einigen Schulen die Vier-Tage-Woche. Das Projekt 4+1 sei ein Modellprojekt zu Unterrichtsorganisation an Schulen, das auf einen Beschluss des Landtags zurückgehe, erklärte das Landesbildungsministerium am Freitag in Magdeburg. Am Modellprojekt nehmen demnach zunächst zwölf Schulen teil. Die Teilnahme sei freiwillig und zunächst auf das kommende Schuljahr begrenzt.

Dem Ministerium zufolge soll Schulen damit „im Rahmen ihrer jeweiligen Bedingungen mehr Flexibilität bei der Unterrichtsplanung und -durchführung gegeben werden“. An vier Tagen in der Woche findet danach Präsenzunterricht statt, am fünften Tag können die Schulen zum Beispiel digitale oder hybride Formate anbieten. „Auch Phasen des selbst organisierten Lernens oder Besuche in Firmen oder Unternehmen, um den Schülerinnen und Schülern vor Ort Praxiswissen zu vermitteln, sind möglich“, erklärte das Ministerium.

Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) sagte dem „Spiegel“, der unter anderem zuerst darüber berichtete, das Modellprojekt verstehe sich „explizit nicht als Instrument gegen den Lehrkräftemangel“. Tatsächlich leiden viele Schulen in dem Bundesland unter Lehrermangel.

Kritik kam vom Koalitionspartner SPD. „Dieser Vorschlag ist innerhalb der Koalition nicht abgestimmt“, erklärte Fraktionschefin Katja Pähle. Es müsse sichergestellt sein, dass alle Lehrplaninhalte umgesetzt würden, kein Schüler dürfe Nachteile erleiden. Die Verantwortung dafür liege bei der Bildungsministerin und nicht beim Landtag, so Pähle.

Die Linksfraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt nannte die Vier-Tage-Woche einen „Ausdruck der Hilflosigkeit und mangelnden Ideen“ gegen den Lehrkräftemangel im Land„. Die Kinder und Jugendlichen ohne konkretes Bildungsangebot einfach zu Hause zu lassen, sei “keine Lösung„, kritisierte Vizefraktionschef Thomas Lippmann. Die AfD sprach von einem “Staatsversagen im Bildungsbereich„.

Der Verband Bildung und Erziehung bezeichnete das Projekt als “Bankrotterklärung des Landes Sachsen-Anhalt im Bildungsbereich„. “Nach zwei Jahren Corona, in dem zum Teil sehr massiv auf die Schulpflicht und damit auch auf den Schulbesuch beharrt und verwiesen wurde, stellt dieses Modell die Glaubwürdigkeit von Lehrkräften und von Schulen sehr in Abrede", erklärte Sachsen-Anhalts Landesvorsitzender Torsten Wahl zu den Plänen.

(mzu/AFP)
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