Facebook-Seite der Bundesregierung Mit Sarkasmus und Kristallkugel gegen Hass-Kommentare

Berlin · Mit einer langen Mitteilung hat sich die Bundesregierung bei Facebook an ihre Follower gewandt. Es geht darin um die hohe Zahl von Flüchtlingen, die in diesem Jahr erwartet werden. Auf negative Kommentare antworten die Mitarbeiter sarkastisch – und befragen auch schon mal ihre Kristallkugel.

So verteilen sich Flüchtlinge auf Europa
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Foto: Köhlen, Stephan (TEPH)

Mit einer langen Mitteilung hat sich die Bundesregierung bei Facebook an ihre Follower gewandt. Es geht darin um die hohe Zahl von Flüchtlingen, die in diesem Jahr erwartet werden. Auf negative Kommentare antworten die Mitarbeiter sarkastisch — und befragen auch schon mal ihre Kristallkugel.

Mit dem Post will die Bundesregierung nicht nur auf die gestiegene Prognose aufmerksam machen. "Ihre Fragen und Kommentare nehmen wir zum Anlass für einen Überblick", heißt es dort. Damit wollen die Schreiber Fremdenfeindlichkeit begegnen und stellen recht früh klar: "Zunächst vorweg: Jeder Mensch, der zu uns kommt, hat das Recht, würdig behandelt und sicher untergebracht zu werden. Und jeder hat ein Recht darauf, dass wir seine Gründe, zu uns kommen, in einem ordentlichen Verfahren prüfen. Nur so lässt sich das im Grundgesetz verankerte Asylrecht mit Leben füllen, nur so wird Deutschland seiner Verpflichtung als demokratischer Rechtsstaat in Europa gerecht."

Um dem Flüchtslingsstrom gerecht zu werden, hat die Bundesregierung das Prüfverfahren für Asylanträge beschleunigt. Beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge wurden 650 zusätzliche Stellen geschaffen. Dadurch habe die Nürnberger Behörde in diesem Jahr bereits 128.000 Asylanträge abgeschlossen, heißt es in dem Facebook-Beitrag.

"Redaktioneller Hinweis: Ein Mindestmaß an Logik ist einzuhalten."

Rechtem Gedankengut scheinen die Schreiber aber damit keinen Nährboden bieten zu wollen. "Es stimmt, die Menschen, die kommen, brauchen viel Unterstützung. Doch wer dauerhaft bei uns bleibt, gibt eines Tages zurück", schreiben sie und weiter: "Ja, es gibt tatsächlich auch Probleme, die wir benennen müssen, bis hin zu Straftaten von Asylbewerbern. Pauschale Verdächtigungen ('Die klauen alle'), die Sie und wir hier ab und an lesen müssen, sind allerdings nicht hinnehmbar und haben auch mit der Realität nichts zu tun."

Seitdem scheint sich das Redaktionsteam die Finger wund zu tippen. Zumindest anfänglich antwortet es auf jede Frage und kommentiert fremdenfeindliche Nachrichten. Und das vor allem mit einer gehörigen Portion Sarkasmus: Auf Posts, die weder grammatisch noch ortografisch oder inhaltlich Sinn machen, antworten die Schreiber schon mal: "Redaktioneller Hinweis: Ein Mindestmaß an Logik ist einzuhalten." Immerhin 14 Likes gibt es dafür.

Mehr als 1000 Kommentare innerhalb von 24 Stunden

Ein anderer Nutzer hinterlässt die Worte: "Die nächsten Wahlen kommen!" Für die aktuelle Bundesregierung ist das offensichtlich kein Grund zur Sorge: "Recht haben Sie! Darauf vertrauen wir mit Ihnen — seit 1949 in weiten Teilen des Landes aus gutem Grund. In guter Verfassung: Ihre Mitwählerinnen und -wähler, das Redaktionsteam."

Inzwischen haben die Nutzer mehr als 1000 Kommentare unter dem Post hinterlassen. Seitdem er am Mittwoch veröffentlich wurde, klickten fast 6000 Menschen den Gefällt-mir-Button, mehr als 2000 Mal wurde er geteilt. Dass die Mitteilung ausgezeichnetes Potenzial für Schmähungen bietet, hat schon einer der ersten Nutzer erkannt.

Er schreibt: "Bundesregierung meine Kristallkugel sagt grade einen Shitstorm biblischen Ausmaßes voraus." Die kontert unbeeindruckt: "Unsere Kristallkugel sagt ganz ähnliches. Manchmal muss man Dinge einfach beim Namen nennen. Und unsere Tastaturen sind geölt, kann losgehen."

Liebe Community,die Fluchtbewegungen nach Europa haben stark zugenommen. In diesem Jahr werden es voraussichtlich an...

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