Numerus clausus für Medizin Minister Rösler verschafft sich Respekt

Berlin (RPO). Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) verbucht den ersten politischen Erfolg seiner Amtszeit. Sein Vorschlag, die Zugangsbestimmungen für das Medizinstudium zu ändern, stößt bei der Ärzteschaft und dem Koalitionspartner auf Zustimmung. Der Ansatz des ehemaligen Bundeswehrarztes, den Medizinermangel auf dem Land zu bekämpfen, verspricht in der Tat eine pragmatische und simple Lösung.

Das ist Philipp Rösler
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Das ist Philipp Rösler

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Berlin (RPO). Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) verbucht den ersten politischen Erfolg seiner Amtszeit. Sein Vorschlag, die Zugangsbestimmungen für das Medizinstudium zu ändern, stößt bei der Ärzteschaft und dem Koalitionspartner auf Zustimmung. Der Ansatz des ehemaligen Bundeswehrarztes, den Medizinermangel auf dem Land zu bekämpfen, verspricht in der Tat eine pragmatische und simple Lösung.

Leicht wurde es dem 37-Jährigen in Berlin bisher wahrlich nicht gemacht. "Den jungen Kollegen", sollen ihn einige Kabinettskollegen hinter vorgehaltener Hand nennen. Auch der Ausdruck "Regierungspraktikant" soll gefallen sein, nicht nur in Anspielung auf das jugendliche Auftreten des in Vietnam geborenen Politikers. Auch politisch geriet der promovierte Mediziner schnell in die Schusslinie.

Mit seinen Forderungen nach einer Kopfpauschale für Krankenversicherte sorgte Rösler bereits für handfesten Regierungskrach. Die CSU lehnt den Einheitsbeitrag für alle Versicherten als unsozial ab. Rösler selbst konterte und machte indirekt seinen Verbleib im Amt von der Durchsetzung seines Vorhabens abhängig. Derzeit arbeitet eine Gesundheitskommission konkrete Pläne aus. Bis Ende des Jahres 2011 verschafft dies Rösler Zeit. Erst dann will die Kommission konkrete Ergebnisse präsentieren.

Länderminister offenbar einverstanden

Mit seinem Vorschlag, den Numerus clausus für das Medizinstudium abzuschaffen, verschafft sich Rösler jetzt erneut politische Luft. Der FDP-Politiker will nach einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" statt des Notendurchschnitts verstärkt die Ergebnisse von Bewerbungsgesprächen berücksichtigen. Röslers Modell orientiert sich an der Vorgehensweise des Militärs. Darüber habe er bereits mit den Ministerkollegen auf Länderebene gesprochen und sei auf Zustimmung gestoßen.

Mit der schnelleren Vergabe von Studienplätzen soll sich zudem die ärztliche Versorgung auf dem Land verbessern. Medizinstudenten, die sich für einige Jahre als Landarzt verpflichten, sollen schneller einen Studienplatz erhalten. So könnten künftig 20 bis 30 Prozent der Plätze für Bewerber reserviert werden, die anschließend für einige Jahre in einer bereits unterversorgten Region arbeiten.

Die Reaktionen auf Röslers Pläne sind bisher positiv. "Wir begrüßen die Vorschläge und sollten uns in der Koalition noch vor der Sommerpause auf Eckpunkte einigen", erklärte der CDU-Gesundheitsexperte Jens Spahn in der Tageszeitung "Die Welt". Auch Menschen mit einer Zwei oder Drei im Abitur könnten schließlich gute Ärzte werden, findet Spahn.

Geisteswissenschaftliche Grundlagen

Ärztepräsident Jörg-Dietrich Hoppe kritisierte den bisherigen Numerus clausus. Hoppe sagte der "Welt", bei der Zulassung zum Medizinstudium müssen auch weitere Kriterien wie ein Engagement als Pfleger oder Sanitäter berücksichtigt werden. Zur Abiturnote sollen auch andere Kriterien Einfluss auf die Vergabe haben. Auch junge Menschen, die bereits ein Studium außerhalb der Medizin abgeschlossen haben, sollen besser Chancen auf ein Medizinstudium erhalten. Die Medizin leide ohnehin an mangelnden "geisteswissenschaftlichen Grundlagen", erklärte Hoppe.

Der Ärztemangel in Deutschland spitzt sich seit Jahren zu. Zwar fehlen nach Zahlen der kassennärztlicher Bundesvereinigung in Deutschland derzeit "nur" 3620 niedergelassene Ärzte. Allerdings verteilen sich die praktizierende Mediziner ungleich in Deutschland. In den Städten gibt es zu viele, auf dem Land zuwenig Praxen. Zudem ist heute jeder zweite der 150.000 Ärzte älter als 55 Jahre.

Nordrhein-Westfalen versucht mit einer "Landarzt-Prämie" der Situation Herr zu werden. Wer eine Praxis in einer betroffenen Region eröffnet, kassiert bis zu 50.000 Euro Förderung.

(csi)
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