„Dumm und unredlich“ Kritik an Studie zu fremdenfeindlichen Ansichten

Berlin · Sigmar Gabriel und Armin Laschet werfen der „Mitte-Studie“ Stimmungsmache vor. Die Friedrich-Ebert-Stiftung wehrt sich gegen die Anschuldigungen.

 Sigmar Gabriel bezeichnete die „Mitte-Studie“ als „dumm und unredlich“.

Sigmar Gabriel bezeichnete die „Mitte-Studie“ als „dumm und unredlich“.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Der ehemalige Parteivorsitzende der SPD, Sigmar Gabriel, hat die „Mitte-Studie“ der Friedrich-Ebert-Stiftung kritisiert. In einem Interview mit der „Bild“-Zeitung kritisierte Gabriel, die Autoren hätten mit der Studie feststehende Meinungen bestätigen wollen und die Ergebnisse entsprechend interpretiert. Man hätte die Deutschen für ihr Demokratieempfinden loben müssen, statt sie in die „rechte Ecke“ zu stellen, sagte der Sozialdemokrat. Die Auslegung der Studie zementiere Vorurteile, statt sie aufzubrechen. Gabriel: „Das ist dumm und unredlich.“

Die SPD-nahe Stiftung hatte in der vergangenen Woche die entsprechende Studie vorgestellt, wonach ein Drittel der Deutschen gleiche Rechte für alle Menschen infrage stellt und mehr als die Hälfte Vorbehalte gegen Asylsuchende hat.

Die Projektverantwortliche bei der Friedrich-Ebert-Stiftung, Franziska Schröter, weist Gabriels Vorwürfe zurück. „Man muss die Frage stellen, ob Herr Gabriel die Studie überhaupt gelesen hat“, sagte sie. „Wir haben sehr wohl an vielen unterschiedlichen Stellen auch die positiven Ergebnisse unserer Erhebung herausgestellt. Und zwei Fragen aus der Studie herauszupicken und anhand derer zu meinen, wir würden Befragte als rechtspopulistisch kategorisieren, ist wissenschaftlich und sachlich einfach falsch.“ Die Kategorisierung in „rechtspopulistisch“ oder gar „rechtsextrem“ finde anhand mehrdimensionaler, wissenschaftlich komplexer Konstruktionen statt. „Zu behaupten, Teilnehmer der Umfragen würden aufgrund einzelner Antworten in die rechte Ecke gestellt, greift viel zu kurz.“

Kritik am Titel der Studie – „Verlorene Mitte“ – würde sie schon eher verstehen, wenn man den Titel als Feststellung liest. „Aber wir behaupten an keiner Stelle, dass die Mitte der Gesellschaft verloren ist. Wir machen nur auf Entwicklungen aufmerksam und stellen die Frage, ob und was die Mitte verliert“, so Schröter.

Laut der Studie spricht sich eine überwiegende Mehrheit für die Demokratie und die Werte des Grundgesetzes aus: 86 Prozent der Deutschen halten es für unerlässlich, dass die Bundesrepublik demokratisch regiert wird. 65 Prozent finden, dass es „im Großen und Ganzen“ ganz gut funktioniert. Das – so Gabriel – hätte in der Auslegung der Ergebnisse eine größere Rolle spielen müssen.

Auch NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) äußerte sich kritisch zur Studie. „Man muss gegen die echten Rechtspopulisten kämpfen, aber nicht solche Studien machen“, sagte Laschet der „Bild“. Er habe sich über die Studie „geärgert“ und „gewundert“. Sofern es auch Absicht gewesen sei, dass die Studie der SPD im Wahlkampf helfen solle, „hat das eher geschadet“, sagte Laschet.

(aldo)
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