Neuer Politikstil der Kanzlerin Merkels Küsse

Berlin (RP). Darf der das? Der "liebe George Bush" darf es. Wie alle Welt auf den Bildern aus Stralsund sehen konnte, gehört der US-Präsident zu denen, die Bundeskanzlerin Angela Merkel küssen dürfen - jedenfalls auf die Wangen.

Merkels Küsse
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Foto: AP

Darf die das? Sie hat es sich einfach erlaubt. Zur Feier von Platz drei bei der Fußball-Weltmeisterschaft umarmte sie Jürgen Klinsmann ebenso wie Franz Beckenbauer und Joachim Löw. Und sie ließ sich bei der Siegerehrung lächelnd von Klinsmann auf die Wangen küssen. Der begründete seine Geste so: Als er es nach der 1:4-Niederlage im Testspiel gegen Italien "so richtig auf die Ohren bekommen" habe, sei Merkel eine der Wenigen gewesen, die gesagt hätten, man solle ihn in Ruhe arbeiten lassen. "Das zeugt von ihrem Charakter und ihrer Menschlichkeit."

Der erste, der einen Kanzlerinnen-Kuss wagte, war Wirtschaftsminister Michael Glos. In der ersten Kabinettsitzung begrüßte er Merkel per Handkuss. Kurz darauf folgte der französische Präsident Jacques Chirac, der ihr vor dem Elysée-Palast einen Kuss auf den Handrücken hauchte. Ein Bild mit Symbolwirkung, wollte Chirac doch nach Ende seines Männerbundes mit Kanzler Gerhard Schröder demonstrieren, dass auch unter der Nachfolgerin enge deutsch-französische Bindungen bestehen.

Vorbei sind offenbar die Zeiten, in denen Merkel-Vertraute rieten, von Tätscheleien abzusehen, wenn man es sich mit ihr nicht verscherzen wolle. Im CDU-Präsidium durfte lange Zeit nur der Europa-Fraktionschef Gerd Pöttering Merkel per Umarmung begrüßen.

Übrigens: Vor 17 Jahren wäre der Besuch eines befreundeten Präsidenten in Ostdeutschland (wie etwa beim Treffen Honecker-Gorbatschow 1989) noch mit sozialistischem Bruderkuss eröffnet worden - so richtig feste mitten auf den Mund.

(Rheinische Post)
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