Kommentar zum CDU-Parteitag Merkels Befreiungsschlag

Karlsruhe (RP). Angela Merkel ist am besten, wenn sie unter Druck steht. In einer stellenweise begeisternden Rede hat sie die Seele der Partei wie selten zuvor gestreichelt. Es ist eine neue, kämpferische, christliche CDU-Vorsitzende, die die Delegierten gehört und gefeiert haben.

Starke Frauen in der CDU
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Karlsruhe (RP). Angela Merkel ist am besten, wenn sie unter Druck steht. In einer stellenweise begeisternden Rede hat sie die Seele der Partei wie selten zuvor gestreichelt. Es ist eine neue, kämpferische, christliche CDU-Vorsitzende, die die Delegierten gehört und gefeiert haben.

"Wir haben ein Zuwenig an Christentum in Deutschland", donnerte sie in die Karlsruhe DM-Arena, in der der CDU-Parteitag stattfindet. Dies war gleichsam die Überschrift ihrer Rede. So klar und eindeutig hat sich Merkel, die von manchen noch immer als Fremdkörper in der Partei angesehen wird, noch nie zu den Grundwerten der CDU geäußert.

Und sie hat es auch mit konkreten Beispielen untermauert - im Nein zur Präimplantationsdiagnostik, mit der Behinderungen am ungeborenen Leben festgestellt werden können, im Ja zur Familie, in der Eltern für die Kinder und Kinder für die Eltern dauerhaft Verantwortung tragen.

Sie hat sich klar zum Lebensschutz bekannt. Also allesamt konservative Positionen. Und auch das Bekenntnis zu technischen Großprojekten wie dem Bahnhof Stuttgart 21 oder zur Kernenergie ist beim konservativen Teil der Partei sicher auf Zustimmung gestoßen.

Zugleich hat sie den Anspruch formuliert, dass sie von der CDU Gefolgschaft verlangt. Das zeigte sie, indem sie ihre Getreuen wie Annette Schavan, Thomas de Maizière, Maria Böhmer und Ronald Pofalla in warmen, persönlichen Worten gelobt hat, während sie mögliche Rivalen wie Ursula von der Leyen, Norbert Röttgen oder Karl-Theodor zu Guttenberg eher beiläufig erwähnte.

Und die Rolle Wolfgang Schäubles als Finanzminister, den sie ganz persönlich zu seiner Stellung verhalft, hob sie gleich doppelt hervor. Er darf sich trotz seiner angeschlagenen Gesundheit und der Ausfälle gegen seinen Pressesprecher erst einmal sicher fühlen

In der Partei steht Angela Merkel so stark da wie noch nie - gerade auch nach den Abgängen so bedeutender Persönlichkeiten wie Roland Koch, Christian Wulff oder Jürgen Rüttgers aus der operativen Politik. Die schlechten Umfrageergebnisse der Partei und der verpatzte Start der schwarz-gelben Bundesregierung können dieser Position nichts anhaben. Derzeit hat die CDU keine Alternative - weder als Vorsitzende noch als Kanzlerin.

Ihre Stellung könnte aber schnell bröckeln, wenn Merkels neuer Kurs bei den anstehenden Landtagswahlen - vor allem in Baden-Württemberg - nicht ankommt. Denn die Vorbehalte gegen sie sind trotz ihrer kämpferischen Rede ja nicht geschwunden.

(RP)
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