EADS Merkel weist französische Machtansprüche zurück
Düsseldorf/Frankfurt (RPO). Einen Tag vor ihrem Besuch bei Airbus in Toulouse hat Bundeskanzlerin Angela Merkel französische Forderungen nach einem stärkeren staatlichen Einfluss auf die Airbus-Mutter EADS entschieden zurückgewiesen. "Es geht darum, dass das Unternehmen nach unternehmerischen und nicht nach politischen Erwägungen geführt wird", sagte Merkel dem "Handelsblatt".
Sie erinnerte daran, dass es bei der EADS-Gründung im Jahr 2000 gemeinsame Annahme gewesen sei, dass Frankreich seinen Staatsanteil verringere. "Realistisch ist allerdings, dass dies für den französischen Staat kurzfristig eher schwierig ist", räumte sie ein. Der französische Präsidenten Nicolas Sarkozy möchte den staatlichen Anteil an dem Luftfahrtkonzern sogar noch ausbauen. Dies lehnt aber vor allem der deutsche Anteilseigner Daimler kategorisch ab.
Zugleich dämpfte die Bundeskanzlerin zu große Erwartungen an das Treffen mit Sarkozy am Montag. Es habe eine Reihe von Gesprächen zwischen den Anteilseignern gegeben, um effizientere Management-Strukturen zu finden. Es gehe darum, die EADS schlagkräftiger zu machen. "Unser Treffen in Toulouse kann dazu einen Beitrag leisten."
Die deutsche Seite habe schon früher vorgeschlagen, die Strukturen effizienter zu gestalten, sagte Merkel. "Ich freue mich, dass man darüber nun mit der französischen Regierung sprechen kann." Ein wesentlicher Punkt sei das gemeinsame Bekenntnis zum "Power 8"-Reformprogramm des Unternehmens. Es sei das gemeinsame Interesse des französischen Präsidenten und ihr, dass das Unternehmen gute Flugzeuge verkaufe und Geld verdiene, betonte die Kanzlerin. "Wir müssen nur aufpassen, dass wir die nötigen Weichenstellungen nicht verpassen, damit dies so bleibt."
Diskussion um Doppelspitze
Der Konzern mit 116.000 Mitarbeitern wird seit seiner Gründung von einem Deutschen und einem Franzosen geführt. Die Doppelstruktur war bislang Garant für das binationale Gleichgewicht, machte das Management aber auch komplizierter.
Die Lösung, über die zuletzt spekuliert wurde: Der deutsche Co-Vorstandsvorsitzende Thomas Enders rückt alleine an die EADS-Spitze auf, sein bisheriger Partner Louis Gallois zieht sich aus dem EADS-Vorstand zurück, bleibt dafür Chef bei Airbus. Die bisherige Doppelspitze im Verwaltungsrat wird künftig alleine mit einem Franzosen besetzt. Als Kandidat gilt der bisherige Co-Chef des Kontrollgremiums, Arnaud Lagardère.
Paris und Berlin hatten allerdings alle Berichte über eine bevorstehende Einigung zurückgewiesen. Insider gingen deswegen davon aus, dass in Toulouse möglicherweise nur eine Grundsatzerklärung verabschiedet wird mit dem Ziel, weiter auf ein "klassisches" Management bei EADS hinzuarbeiten.
Unterdessen forderte IG-Metall-Chef Jürgen Peters von der Bundesregierung eine stärkere Unterstützung im Kampf um die Arbeitsplätze bei Airbus. "Die Bundesregierung muss ihre vornehme Zurückhaltung aufgeben und sich aktiv und unmittelbar für den Erhalt von Standorten und Arbeitsplätzen bei Airbus einsetzen", sagte Peters am Sonntag.
Es sei angesichts milliardenschwerer Neuaufträge und der Entwicklung neuer Flugzeugtypen nicht nachvollziehbar, dass das Airbus-Management an den Plänen zum Stellenabbau festhalte, sagte Peters. Im Zuge des Sparprogramms Power 8 will Airbus europaweit 10.000 Stellen abbauen, davon 3.455 in Deutschland.