Merkel erneut im Ahrtal Wiederaufbau soll nicht am Geld scheitern

Grafschaft · Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat am Freitag zum zweiten Mal das von der Flutkatastrophe massiv betroffene Ahrtal in Rheinland-Pfalz besucht. Bei einer Pressekonferenz in der Gemeinde Grafschaft versprach sie den von der Flut betroffenen Menschen: „Wir werden Sie nicht vergessen.“

 Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht in einer Pressekonferenz über die Flutkatastrophe.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spricht in einer Pressekonferenz über die Flutkatastrophe.

Foto: dpa/Thomas Frey

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat den Opfern der Flutkatastrophe im Ahrtal zugesichert, dass für den Wiederaufbau der zerstörten Region in jedem Fall ausreichende Finanzmittel bereitgestellt werden. Sollten die veranschlagten Hilfsgelder nicht ausreichen, werde auch eine künftige Bundesregierung die Menschen nicht allein lassen, versprach sie am Freitag bei einem Vorort-Besuch im Landkreis Ahrweiler: „Da muss keiner Angst haben, dass es am Geld scheitert.“ Ab Anfang Oktober könnten die Einwohner der Flutregion Anträge auf Wiederaufbauhilfen stellen. Bund und Land wollen auch die Arbeiten an anderen geplanten Großbaustellen verschieben, um Kapazitäten für den Wiederaufbau zu schaffen.

Die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr, Cornelia Weigand (parteilos) appellierte an die Verantwortlichen, den Betroffenen so schnell wie möglich zu helfen. Viele Hochwasseropfer hätten bereits ihre Häuser entkernt und müssten nun vor Winterbeginn wissen, wie es weitergeht. Die Kommunalpolitikerin forderte, das zerstörte Ahrtal zu einer Modellregion zu entwickeln, die als Vorbild für andere Kommunen in Europa in ähnlicher Lage dienen könnte: „Wir müssen Konzepte entwickeln, wie wir weiter an Flüssen leben können im Zeichen des Klimawandels.“

Welche Bereiche der verwüsteten Region entlang der Ahr wieder aufgebaut werden, ist bislang noch nicht entschieden. Die Frage sei sehr kompliziert, erklärte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Aktuell würden die Überschwemmungsgebiete entlang des Flusses neu ausgewiesen. Das Land werde Kommunen und Einwohnern auch keinen fertigen Plan überstülpen, sondern eine Lösung im Dialog suchen, erklärte sie.

Die Ministerpräsidentin hatte bereits Anfang der Woche im Mainzer Landtag angekündigt, sie gehe davon aus, dass die Mehrzahl der Menschen ihre Häuser am alten Standort wieder aufbauen könne. „Überschwemmungsgebiet zu sein, bedeutet nicht, dass man dort gar nicht mehr wohnen kann“, sagte sie am Freitag.

Ob der Flutregion ein Massenwegzug betroffener Menschen bevorsteht, ist bislang auch für die Verantwortlichen schwer abzuschätzen. „Uns haben heute mehrere Menschen gesagt, dass sie jeden Tag anders darüber denken“, berichtete Dreyer. Auch Verbandsbürgermeisterin Weigand bestätigte, viele Flutopfer schwankten ständig zwischen Aufbruchstimmung und tiefer Verzweiflung. In den bevorstehenden Monaten werde es noch wichtiger, den Menschen bei der Verarbeitung ihrer traumatischen Erlebnisse zu helfen: „Jedes Einzelschicksal würde jeden von uns schlecht schlafen lassen. Und von diesen Einzelschicksalen haben wir Hunderte, Tausende.“

(ala/epd)
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