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Nach Bombenfund im Kanzleramt Merkel fordert mehr Sicherheit für Luftfracht

Düsseldorf/Frankfurt (RPO). Nach dem Fund einer Paketbombe im Berliner Kanzleramt am Dienstag fordert die Bundesklanzlerin jetzt schärfere Kontrollen für den Luftfracht-Transport. Die Pilotenvereinigung Cockpit unterstützt den Vorstoß der Kanzlerin. Große Pakete können bislang nicht kontrolliert werden.

Bombenalarm im Kanzleramt
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Nachdem am Dienstag Pakete mit explosiven Inhalten im Berliner Kanzleramt, in Italien, Griechenland und Frankreich aufgetaucht sind, fordern Politiker nach schärferen Sicherheitsregeln für den internationalen Luftfracht-Transport. Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte der "Passauer Neuen Presse": "Die Bombenfunde müssten zum Anlass genommen werden, die Kontrollen für Frachtgüter innerhalb Europas, mit den USA und dann möglichst weltweit besser abzustimmen."

Niedersachsens Innenminister Schünemann verlangte bereits am Wochenende nach einer Regelung, notfalls Frachtflugzeuge abschießen zu dürfen, sollte Terrorgefahr bestehen.

Das Problem mit Sprengstoff in Paketen ist nicht neu. Bereits im September 2009 explodierte ein Päckchen ohne Absender im internationalen Briefzentrum am Frankfurter Flughafen. Ein Zollbeamter verletzte sich dabei an der Hand, nachdem er es geöffnet hatte. Ein Sprecher der Deutschen Post sagte damals: "Das passiert immer wieder."

Elektronische Tickets

Lösungen für das Problem hat der Luftfahrtverband IATA zum Auftakt der Sicherheitskonferenz "AVSEC World 2010" in Frankfurt am Dienstag in einem Maßnahmenkatalog für mehr Sicherheit im weltweiten Luftverkehr vorgestellt. Damit auch Container und große Pakete kontrolliert werden können, müsste die Industrie neue Geräte entwickeln. Das Durchleuchten von großen, sperrigen Frachtstücken sei mit der momentanen Technik nicht möglich, so die Experten.

Zudem könnte nach Ansicht der IATA ein international einheitliches elektronisches Ticket für Luftfracht für mehr Sicherheit sorgen, das die herkömmlichen Frachtpapiere ersetzt.

Eine Reform der Sicherheitsstandarts im internationelen Frachtverkehr sei notwendig, so IATA-Generalsekretär Giovanni Bisignani am Diensatg auf der Sicherheitskonferenz in Frankfurt, weil "die transportierte Frachtmenge" in den nächsten Jahren weiter stark zulegten. Demnach soll bis 2014 die grenzüberschreitende Frachtmenge von 28 auf 38 Millionen Tonnen steigen.

Die Pilotenvereinigung "Cockpit" bestätigt die Einschätzung der IATA und fordert eine lückenlose Kontrolle der Luftfracht. Dafür müsse die Politik endlich Rahmenbedingungen schaffen, was sie bislang nicht ausreichend getan hätte, ließ der Verband am Dienstag wissen.

Wie schwierig die Umsetzung von mehr Sicherheit im Frachtverkehr werden wird, zeigt die Frachtmenge, die am Frankfurter Flughafen (Fraport) und am dortigen internationalen Postzentrum umgeschlagen wird.

Nach Angaben einer Fraport-Sprecherin wurden von Januar bis September 2010 1.647.256 Millionen Tonnen Luftfracht von und nach Frankfurt verschickt. Im Postzentrum werden täglich im Durchschnitt 2,3 Millionen Briefe, 7000 Pakete und fast 20.000 kleiner Päcken verteilt. Die Fracht wird nach Informationen unserer Redaktion von etwa 60 Zollbeamten stichprobenartig kontrolliert - nur von etwa 60 Zollbeamten.

Aus Sicherheitsgründen möchte sich der Fraport nicht offiziell zu der Machbarkeit möglicher neuer Sicherheitskonzepte im Luftfracht-Transport äußern. Das Luftfahrtbundesamt will sich ebenfalls nicht an der Diskussion beteiligen. "Die Debatte wird auf der politischen Ebene geführt, wir halten uns daraus", so eine Sprecherin der Luftfahrtsbehörde.

Bereits nach den Funden von Paketbomben aus dem Jemen am vergangenen Wochenende, die in Frachtmaschinen gefunden worden waren, hat die Bundesregierung die Terrorgefahr als ernst eingestuft und die Verschärfungen im Frachtverkehr prüfen lassen. Eine dieser Paketbomben wurde zuvor am Flughafen Köln/Bonn umgeschlagen.

Die griechische Polizei hat mittlerweile die Fahnung nach mehreren Verdächtigen eingeleitet. Die Ermittler suchen nach fünf Männern im Alter von 21 bis 30 Jahren, die dem linksextremen Milieu zugerechnet werden. Zwei Verdächtige waren bereits am Montag festgenommen worden. Bei den 22 und 24 Jahre alten Männern wurden zwei der Paketbomben gefunden, von denen eine an Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy gerichtet war. Beide waren mit Pistolen bewaffnet, einer von ihnen trug eine kugelsichere Weste.

(csh/AFP)
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