In Polen Merkel als "wahrscheinlich künftige Kanzlerin" begrüßt

Warschau (rpo). Bei ihrem Besuch in Polen ist die CDU-Vorsitzende Angela Merkel von Staatspräsident Aleksander Kwasniewski als "wahrscheinlich künftige deutsche Kanzlerin" begrüßt worden. Merkel sicherte Kwasniewski am Dienstag in Warschau zu, im Falle eines Regierungswechsels in Berlin Polen als wichtigen Partner einer deutschen Ost-Politik zu respektieren.

Das Kabinett von Kanzlerin Merkel
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Zugleich bekräftigte sie die Unterstützung der CDU für das geplante "Zentrum gegen Vertreibungen". Merkel unterbrach den Wahlkampf in Deutschland für einen halben Tag, um mit Kwasniewski und Ministerpräsident Marek Belka zusammenzutreffen.

Sie sprach anschließend auch mit dem Spitzenkandidaten des bürgerlichen Lagers für die polnische Präsidentenwahl am 9. Oktober, Donald Tusk. "Es dürfen keine Entscheidungen über die Köpfe in Polen hinweg getroffen werden", sagte Merkel nach dem Treffen mit Tusk.

Präsident Kwasniewski hatte vorab seine Ablehnung eines Zentrums gegen die Vertreibung bekräftigt. Dadurch entstehe der Eindruck einer Revision der historischen Betrachtung, sagte er. Viele Polen befürchten, dass die Vertriebenen Ansprüche auf verlorenes Eigentum geltend machen könnten. "Wir unterstützen die Idee", sagte Merkel. "Und wir sind uns der Sorgen in Polen bewusst." Das Zentrum solle aber kein Leid relativieren, sondern dieses dokumentieren. Es dürfe kein Erinnerungsverbot für die vertriebenen Deutschen geben.

Am 19. Juli hatte Merkel Paris besucht und sich dabei zur deutsch-französischen Partnerschaft bekannt. Bei einem Treffen mit dem französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac betonte sie damals, dass Deutschland und Frankreich Motor der europäischen Integration bleiben, ihre Initiativen aber für alle EU-Länder offen halten müssten. Merkel hat erklärt, dass sie sich bis zur Bundestagswahl auf Europa konzentrieren will. Besuche in den USA und Russland sind erst nach einem möglichen Wahlsieg geplant.

(afp)
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