Nach mehr als drei Wochen Großteil der Klimaaktivisten in Berlin beendet Hungerstreik

Berlin · Nach mehr als drei Wochen haben drei weitere Klimaaktivisten ihren Hungerstreik im Berliner Regierungsviertel beendet. Mit dem Hungerstreik wollten die Aktivisten ein öffentliches Gespräch mit Laschet, Scholz und Baerbock noch vor der Bundestagswahl am Sonntag erzwingen.

 Ein Camp von Hungerstreikenden ist im Regierungsviertel aufgebaut (Archivfoto).

Ein Camp von Hungerstreikenden ist im Regierungsviertel aufgebaut (Archivfoto).

Foto: dpa/Kay Nietfeld

In einer Pressemitteilung hieß es, die Hungerstreikenden gingen jetzt getrennte Wege: „Hier kommuniziert der Großteil der Gruppe, der den Streik beendet. Wir sprechen nicht im Namen der Menschen im angekündigten trockenen Hungerstreik. Wir rufen nicht dazu auf, in den Hungerstreik zu treten.“

Den beiden Kanzlerkandidaten von CDU und SPD, Armin Laschet und Olaf Scholz, und der Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, werfen die Aktivisten vor, „im Angesicht der Klimakatastrophe sprech- und handlungsunfähig oder -unwillig“ zu sein. Bis zuletzt habe es keine Bereitschaft für ein öffentliches Gespräch gegeben. Deshalb habe die Mehrzahl der ursprünglich sieben Hungerstreikenden zwischen 18 bis 27 Jahren ihre Aktion beendet. Einer der Aktivisten will demnach weitermachen und hat mit einer neu zu der Gruppe gestoßenen Frau einen trockenen Hungerstreik angekündigt. Das bedeutet, sie wollen auch auf das Trinken verzichten.

Zuvor hatte unter anderem der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber die jungen Menschen zur sofortigen Beendigung ihres Hungerstreiks aufgerufen. In einem am Mittwoch verbreiteten offenen Brief äußerte der frühere Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung zwar Verständnis für die seit mehr als drei Wochen laufende Aktion. Er könne sich sogar vorstellen, sich eines Tages selbst an einem Klimahungerstreik zu beteiligen. Schellnhuber fügte allerdings hinzu: „Aber dieser Tag, wo man sich für das Wohlergehen der Gemeinschaft selbst Gewalt antun möchte, ist noch nicht gekommen - auch nicht für euch!“

Noch stünden eine Fülle von gesellschaftlichen Einflussmöglichkeiten zur Verfügung, bei denen niemand zwingend sein Leben für die Bewahrung der Schöpfung gefährden müsse, schrieb Schellnhuber. Ein weiterer Appell kam vom evangelischen Berliner Bischof Christian Stäblein, der die Hungerstreikenden am vergangenen Wochenende besucht hatte.

Mit dem Hungerstreik wollten die Klimaaktivistinnen und -aktivisten eine öffentliches Gespräch mit Laschet, Scholz und Baerbock noch vor der Bundestagswahl am Sonntag erzwingen. Als Ultimatum setzten sie den Donnerstagabend. Nach Angaben der Grünen-Pressestelle haben die drei Spitzenkandidaten einzelne und nicht öffentliche Gespräche nach der Wahl angeboten. Das wiesen die Hungerstreikenden aber zurück.

Baerbock erklärte am Mittwoch, sie sei erleichtert, dass fast alle der Aktivisten wieder begonnen hätten, zu essen. Sie sei weiter in großer Sorge um die Gesundheit derjenigen, die angekündigt haben, weiterzumachen oder den Streik sogar noch zu verschärfen. Sie appelliere an die Menschen, ihr Leben nicht wegzuwerfen, „die Gesellschaft braucht Sie, mit Ihrer Kraft und Ihrem Engagement“.

Für Freitag hat auch die Klimaschutzbewegung „Fridays for Future“ zu einem globalen Klimastreik mit Aktionen in zahlreichen deutschen Städten aufgerufen.

(ahar/epd)
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