Auf dem Weg zum genormten Schulabschluss Mehrere Länder wollen Prüfungen angleichen

Berlin (RPO). Bayern, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern wollen das Durcheinander im deutschen Bildungssystem beseitigen und die Schulabschlüsse per Staatsvertrag angleichen. Die Kultusminister der drei Länder - Ludwig Spaenle (CSU), Roland Wöller und Henry Tesch (beide CDU) - stellten am Freitag in Berlin ihre Pläne vor.

Schulsystem-Chaos in Deutschland
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Foto: ddp

Danach sollen die Schulen beim Abitur und der Mittleren Reife in bestimmten Fächern Aufgaben aus einem gemeinsamen Pool stellen und damit für mehr Vergleichbarkeit der Abschlüsse sorgen. Die Länder, die in Deutschland für die Bildungspolitik zuständig sind, sollen dies vertraglich festschreiben. Unterstützung kam aus dem Bund.

Sieben Länder arbeiten bereits an einer Angleichung der Abiturprüfungen in Deutsch, Mathematik und Englisch. Mit dabei sind neben Bayern, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern auch Baden-Württemberg, Hamburg, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.

Es sind also sowohl Unions- als auch SPD-geführte Länder und der von den Grünen regierte Südwesten beteiligt. Schleswig-Holstein erwägt laut Spaenle, sich anzuschließen. Andere Länder sind eingeladen, ebenfalls mitzumachen. Im Schuljahr 2013/2014 sollen die ersten genormten Prüfungen kommen.

Spaenle, Wöller und Tesch wünschen sich aber, die Initiative auch auf weitere Abschlüsse und Fächer auszuweiten und vor allem möglichst alle Länder dafür zu gewinnen. Und sie wollen eine feste Grundlage. Ein Staatsvertrag sei das "stärkste politische Mittel", das die Länder dafür hätten, sagte Spaenle.

Klagen über "Reformaktionismus und Kleinstaaterei"

Sein sächsischer Amtskollege Wöller beklagte ein "Ausfransen des Bildungsföderalismus zu einem Flickenteppich". In den Ländern gebe es mitunter einen "Reformaktionismus", der der Bildungspolitik nicht gut tue. "Wir haben 96 Schulformen in Deutschland", sagte der CDU-Politiker. "Das ist eindeutig zu viel." Nicht nur Schüler und Eltern, auch die Kultusminister seien inzwischen verwirrt durch das System. Der Vorschlag eines Staatsvertrags sei eine "klare Absage an die Kleinstaaterei".

Alle wollten mehr Vergleichbarkeit im Bildungssystem, sagte Tesch. Aber viele führten nur "endlose Debatten", ohne mit der Arbeit zu beginnen. Die Länder könnten nun zeigen, ob sie nur reden oder handeln wollten. Wenn der Start der ersten genormten Prüfungen 2013/2014 nicht gelinge, "dann sehe ich schwarz", sagte der Kultusminister aus Mecklenburg-Vorpommern.

Mit ihrer Forderung nach einem Staatsvertrag stehen die drei Länder zunächst alleine da. Auch von den vier Partnern, mit denen sie gemeinsam an den genormten Abiturprüfungen arbeiten, unterstützen die Forderung bislang nicht.

"Andere Länder können sich Handlungsdruck nicht entziehen"

Wöller sagte, die Arbeit der sieben Länder an gemeinsamen Prüfungen erhöhe den Handlungsdruck. Auf Dauer könnten sich die anderen Länder dem nicht entziehen. Schließlich wollten die Eltern mehr Vergleichbarkeit im Bildungssystem.

Eine Fürsprecherin im Bund haben die drei Länderressortchefs bei ihrem Vorhaben. Ihre Unions-Kollegin, Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU), sagte, der Vorschlag sei "eine gute Antwort auf die berechtigte Erwartung vieler Eltern nach Vergleichbarkeit und Mobilität". Sie hoffe, dass sich "weitere Länder daran ein Beispiel nehmen und sich der Initiative anschließen".

(apd)
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