„Signifikant angestiegen“ Zustimmung für russische Propaganda in Deutschland nimmt zu

Hannover · Die Zustimmungswerte zu pro-russischen Verschwörungserzählungen über den Angriffskrieg gegen die Ukraine sind in Deutschland laut einer Umfrage in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen. Deutliche Unterschiede in der Bewertung bestehen zwischen Ost- und Westdeutschland.

Ein Teilnehmer einer Demonstration tragen ein Transparent der rechten Kleinpartei „Freie Sachsen“ mit der Aufschrift „Frieden mit Russland“ auf Deutsch und Russisch. Mehrere Tausend Menschen protestierten in Dresden gegen die Politik der Bundesregierung im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg sowie der Coronapandemie.

Ein Teilnehmer einer Demonstration tragen ein Transparent der rechten Kleinpartei „Freie Sachsen“ mit der Aufschrift „Frieden mit Russland“ auf Deutsch und Russisch. Mehrere Tausend Menschen protestierten in Dresden gegen die Politik der Bundesregierung im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg sowie der Coronapandemie.

Foto: dpa/Sebastian Willnow

Das geht aus einer repräsentativen Untersuchung des Centers für Monitoring, Analyse und Strategie (Cemas) hervor, die dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Mittwoch) vorliegt.

Rund 18 Prozent der bundesweit Befragten stimmten demnach etwa der Aussage zu, der russische Präsident Wladimir Putin gehe gegen eine globale Elite vor, die im Hintergrund die Fäden ziehe. Bei einer vorangegangenen Cemas-Umfrage im April waren es noch 12 Prozent. Außerdem glaubten 12 Prozent, die Ukraine habe zusammen mit den USA geheime Biolabore zur Herstellung von Biowaffen betrieben - eine von staatlichen russischen Stellen verbreitete, aber nie belegte Behauptung. Im April stimmten dieser Aussage noch sieben Prozent der Befragten zu.

Laut Cemas-Erhebung bestehen deutliche Unterschiede in der Bewertung pro-russischer Propaganda zwischen Ost- und Westdeutschland. In Ostdeutschland stimmte demnach jeder Dritte der Aussage zu, die Nato habe Russland so lange provoziert, dass es in den Krieg ziehen musste. In Westdeutschland stimmten dem hingegen nur 16 Prozent zu. 14 Prozent der ostdeutschen Befragten glaubten zudem, der Krieg in der Ukraine würde nur der Ablenkung von der Corona-Pandemie dienen. In Westdeutschland seien es sieben Prozent.

Besonders hohe Zustimmungswerte erhielten pro-russische und verschwörungsideologische Aussagen außerdem von Wählerinnen und Wählern der AfD. Fast die Hälfte stimmte den beiden Aussagen zu, die Ukraine sei eigentlich Teil Russlands und Russland habe wegen Provokationen der Nato in den Krieg ziehen müssen, wie es hieß. Die zweithöchsten Zustimmungswerte erhielten die abgefragten Aussagen von Wählerinnen und Wähler der Linken.

„Unsere Umfrage zeigt, dass die Verbreitung von Verschwörungserzählungen seit April signifikant angestiegen ist“, sagte die Sozialpsychologin und Cemas-Geschäftsführerin Pia Lamberty dem Redaktionsnetzwerk. „Das Krisenhafte der letzten Monate kann der ideale Nährboden für Verschwörungserzählungen sein, die ja sowohl von Rechtsextremen als auch von Russland geschürt und verstärkt werden“, erklärte sie.

Die von Cemas verwendeten Daten basieren den Angaben zufolge auf einer bevölkerungsrepräsentativen Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Bilendi&Respondi. Zwischen dem 3. Und dem 11. Oktober 2022 wurden demnach 2228 Personen für die Studie befragt.

(zeit/kna)
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