Datenauswertung des Centrums für Hochschulentwicklung Mehr Studierende ohne Abitur

Gütersloh · Die Bedeutung der Universitäten für Studierende ohne Abitur nehme im Vergleich der Hochschultypen stetig ab, hieß es. Im Bundesvergleich belegt Thüringen den Spitzenplatz – das hat auch einen Grund.

 Immer mehr Studienanfänger haben kein Abitur.

Immer mehr Studienanfänger haben kein Abitur.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Zahl von Studierenden ohne Abitur nimmt nach einer Datenauswertung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) zu. In den vergangenen 20 Jahren habe sich die Zahl der Studienanfänger ohne Abitur mehr als vervierfacht, teilte das CHE am Montag in Gütersloh mit. Schrieben sich im Jahr 2002 noch 3.240 beruflich qualifizierte Erstsemester ein, seien es aktuell 15.161. Sie stellten bundesweit 3,1 Prozent aller Studienanfänger. Insgesamt studierten in Deutschland rund 66.000 Personen ohne Abitur. Dies entspreche einem Anteil von 2,2 Prozent an der gesamten Studierendenschaft.

Regionale Unterschiede zeigen sich im Bundesländervergleich. Die meisten Studienanfängerinnen und -anfänger ohne Abitur gab es in Thüringen. Dort hatten sie einen Anteil von 10,8 Prozent an allen Erstsemestern. Dahinter folgten Hamburg mit 4,7 Prozent und Bremen mit 3,7 Prozent.

Hauptgrund für den Spitzenplatz von Thüringen ist laut CHE die private IU Internationale Hochschule, die ihren Hauptstandort von Nordrhein-Westfalen nach Erfurt verlegte. Sie war demnach mit 2538 beruflich qualifizierten Erstsemestern im Jahr 2020 die am stärksten beim Studium ohne Abitur nachgefragte Hochschule im Bundesgebiet.

Die Bedeutung der Universitäten nimmt dabei im Vergleich der Hochschultypen stetig ab. Entschieden sich 2011 noch die Hälfte aller Erstsemester ohne Abitur für ein Studium an einer Universität, ist es der Auswertung zufolge inzwischen nur noch ein Viertel.

„Früher gab es die strikte Trennung von beruflicher und akademischer Bildung", erklärte CHE-Geschäftsführer Frank Ziegel. Heute gehörten beide Bereiche nachschulischer Bildung immer selbstverständlicher zu einer Bildungsbiografie. Dies zeige die seit Jahren konstant wachsende Gruppe der Studierenden, die "über den dritten Bildungsweg" auf einen deutschen Campus gelangten.

Voraussetzungen für die Bewerbung um einen Studienplatz ohne allgemeine Hochschulreife und Fachhochschulreife sind in der Regel eine abgeschlossene Berufsausbildung sowie der Nachweis von Berufserfahrung. Je höher die im Beruf erworbene Qualifikation ist, desto größer ist auch die Auswahl an Studiengängen, die studiert werden können.

(leom/epd/afp)
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