Eurostat-Auswertung 1,7 Millionen deutsche Kinder sind armutsgefährdet

Berlin · In Deutschland wächst laut einer Studie jedes siebte Kind in einem von Armut bedrohten Haushalt auf. Laut Eurostat leben mehr als 3,3 Millionen Kinder in Familien, die sich keine Urlaubsreise leisten können.

 Eine alleinerziehende Mutter mit ihrem Sohn (Symbolbild).

Eine alleinerziehende Mutter mit ihrem Sohn (Symbolbild).

Foto: dpa, mku ve fgj

Mehr als jedes siebte Kind in Deutschland ist einem Medienbericht zufolge armutsgefährdet. Insgesamt 1,7 Millionen Kinder unter 16 Jahren leben in einem Haushalt, dessen Einkommen unter der sogenannten Armutsgefährdungsschwelle liegt, berichten die Zeitungen der Funke Mediengruppe unter Berufung auf Daten des europäischen Statistikamtes Eurostat, die die Linken-Fraktionsvize Sabine Zimmermann ausgewertet hat.

Als armutsgefährdet gelten laut Eurostat Haushalte, deren gesamtes Einkommen weniger als 60 Prozent des Median-Einkommens betrug. Der Eurostat-Statistik zufolge traf dies in Deutschland im Jahr 2015 für 14,6 Prozent der unter 16-Jährigen zu, wie es in dem Bericht weiter heißt. Im Jahr 2006 hatte die Zahl der armutsgefährdeten Kinder mit 1,5 Millionen noch deutlich niedriger gelegen, ihren Höchststand aber mit rund 1,8 Millionen im Jahr 2011 erreicht.

Nach einer Sonderauswertung von Eurostat sind dem Bericht zufolge noch weit mehr Kinder von finanziellen Engpässen ihrer Eltern betroffen: So lebten 2015 etwa 3,3 Millionen Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in einem Haushalt, der sich keine Urlaubsreise leisten kann. Dies entspreche einem Anteil von 22,6 Prozent in dieser Altersgruppe. Etwa fünf Millionen der unter 18-Jährigen - also 35 Prozent - lebten in einem Haushalt, der Schwierigkeiten hatte, unerwartete Ausgaben aus eigenen Mitteln zu bestreiten.

Zimmermann hatte die Daten aus Anlass des Welt-Kindertags am 1. Juni angefordert. Sie nannte es "beschämend, dass so viele Kinder von finanziellen Problemen und Einschränkungen betroffen sind". Die Bundesregierung müsse endlich ein Konzept gegen Kinderarmut vorlegen, "verharrt aber in Untätigkeit", sagte die Linken-Politikerin.

Zimmermann verlangte, die Leistungen für Kinder zu erhöhen und eine eigenständige Kindergrundsicherung einzuführen. Es gebe zu wenig gute Arbeit, prekäre Beschäftigung müsse zurückgedrängt werden.

(th/AFP)
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