Berlin beauftragt Unternehmensberatung McKinsey soll das Flüchtlingschaos ordnen
Berlin · Der neue Chef des Bundesamts für Migration, Frank-Jürgen Weise, hat die Unternehmensberatung ins Haus geholt.

Flüchtlinge stellen Deutschland vor organisatorische Herausforderung
Mattern will dazu ein Team von bis zu zehn Beratern aufbauen, das zunächst unentgeltlich dem Flüchtlingskoordinator Weise und dem interministeriellen Lenkungsrunde der Bundesregierung zur Seite steht. Ob es zu einer dauerhaften Unterstützung komme, werde bald geklärt, hieß es. Die Strategieberatung McKinsey sei gefragt worden, weil sie bereits der schwedischen Regierung Hilfestellung gegeben hatte. Der gebürtige Krefelder Mattern leitete das Deutschlandgeschäft der Unternehmensberatung bis 2014 und ist seither für Strategie, Organisation und Marketing zuständig.
Unterdessen nimmt der Zustrom von Flüchtlingen nach Österreich wieder stark zu. Am Wochenende trafen bis zu 20.000 vor allem aus Ungarn in der Alpenrepublik ein. Die steigenden Zahlen in Österreich könnten dazu führen, dass auch wieder mehr Flüchtlinge nach Deutschland kommen.
Nachdem Ungarn am Dienstag die Grenze zu Serbien mit einem Zaun dicht gemacht hatte, hatte der Flüchtlingszustrom vorübergehend nachgelassen. Zehntausende Migranten bahnten sich ihren Weg aus Serbien über Kroatien und Slowenien. Kroatien bringt die Flüchtlinge an die Grenze zu Ungarn, das sie dann in Auffanglager nahe der österreichischen Grenze transportiert. Kroatien will den Nachbarn auch weiter zur Aufnahme von Migranten zwingen, was Ungarn in Rage bringt. Die Regierung in Budapest protestierte dagegen und warf Kroatien vor, Ungarn und die EU im Stich zu lassen, da es seine Außengrenze nicht ordentlich schütze. Ein Reuters-Kameramann berichtete am Sonntagnachmittag, dass Ungarn die Schließung der Grenze zu Kroatien vorbereite. Bautrupps rammten drei Meter hohe Zaunpfähle in den Boden und errichteten ein Tor am Grenzübergang bei Beremend. Dorthin hatte Kroatien die Flüchtlinge das ganze Wochenende über in Bussen hingefahren und ohne Absprache ins EU-Nachbarland abgeschoben.
Seit Ungarn seine Grenze zum südlichen Nachbarn Serbien am Dienstag mit einem Zaun abriegelte und damit den Weg von dort in die Europäische Union (EU) versperrte, strömten mehr als 20.000 Migranten auf der Suche nach einem Schlupfloch nach Kroatien. Viele von ihnen kommen aus dem Bürgerkriegsland Syrien und wollen weiter nach Deutschland. Auch Kroatiens nördlicher Nachbar Slowenien gerät zunehmend unter Druck. Ministerpräsident Miro Cerar sagte, sollte der Ansturm zu groß werden, werde er mit den Nachbarstaaten über die Einrichtung eines Transit-Korridors für die Flüchtlinge beraten.
Bei dem Untergang eines Bootes vor der türkischen Küste ertrinken 13 Flüchtlinge. Sechs davon sind Kinder, heißt es in Kreisen der türkischen Küstenwache. Das Boot war mit 46 Menschen an Bord auf dem Weg von der Türkei nach Griechenland, als es mit einem Frachter kollidierte. 20 Menschen wurden gerettet, 13 werden noch vermisst.
Die Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte reißen nicht ab. Erneut hat es am vergangenen Wochenende in zwei geplanten Heimen gebrannt. Im baden-württembergischen Wertheim zündeten Unbekannte in der Nacht auf Sonntag nach Angaben von Polizei und Stadtverwaltung eine geplante Notunterkunft an. Knapp 400 Flüchtlinge hätten in der Halle untergebracht werden sollen - sie ist nun einsturzgefährdet. Zwei Bewohner eines benachbarten Altenheims kamen mit Verdacht auf Rauchgas-Vergiftung in eine Klinik.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern ging eine geplante Unterkunft in Flammen auf: Ein Mehrfamilienhaus bei Laage, in das Flüchtlinge einziehen sollten, wurde am Sonntag in Brand gesetzt. Ob das derzeit unbewohnte Haus weiterhin als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden kann, sei derzeit noch unklar, teilte die Polizei am Sonntag mit. Zuletzt hatte es in Deutschland immer wieder Anschläge gegen bestehende oder geplante Flüchtlingsunterkünfte gegeben.
Flughafen Köln/Bonn ist am Wochenende ein neues Drehkreuz für Flüchtlinge entstanden. Am Montagabend wird dort der erste Sonderzug mit 450 Flüchtlingen erwartet. "Wir stehen bereit, wir sind ready", sagte Flughafenchef Michael Garvens am Sonntag. Es solle "ein wirkliches Willkommen" am Flughafen geben.

Das ist Aydan Özoguz
Stadtdirektor Guido Kahlen berichtete, es hätten sich schon Kölner gemeldet, die Urdu, Dari, Farsi, Kurdisch, Arabisch und Türkisch sprächen und damit den Flüchtlingen helfen wollten. "Das fand' ich so toll, denn die Menschen, die hier ankommen, haben ja erstmal keine Orientierung, und wenn sie hier sind, kommen die Fragen massiv", sagte Kahlen der Deutschen Presse-Agentur. Die Erfahrung zeige, dass die Menschen dann dringend jemanden suchten, der ihre Muttersprache spreche.
Die Flüchtlingszüge sollen am Bahnhof des Flughafens ankommen. In Zelten sollen die Menschen dann kurzzeitig betreut und anschließend mit 21 Bussen zu den Unterkünften weitertransportiert werden. Köln ist gemeinsam mit Düsseldorf die Drehscheibe für Flüchtlinge, die in Zügen aus dem Süden nach Nordrhein-Westfalen anreisen. Köln löst Dortmund ab - die Ruhrgebietsstadt soll nach einer Ruhephase vielleicht später wieder als Drehscheibe dazukommen.
Die Auffangstation wurde am Samstag und Sonntag in aller Eile aufgebaut. "Die beiden großen zentralen Zelte stehen schon", informierte Flughafenchef Garvens. Auch eine medizinische Erstversorgung sei gewährleistet. Am Montagvormittag sollen noch 60 Toiletten installiert werden. Garvens sagte, freiwillige Helfer seien natürlich höchst willkommen, sie sollten bitte nur nicht an den Zufahrtswegen zum Flughafen parken, sondern die Parkhäuser nutzen. Die Zelte befinden sich direkt vor dem Hauptgebäude des Flughafens