30 Jahre Mauerfall: Der Vorhang ist längst gefallen
Noch am 15. Juni 1961 beteuerte Walter Ulbricht, der Staats- und Parteichef der DDR: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ Nur wenige Monate später wurde die Berliner Mauer errichtet, ein Beton-Bollwerk, das die Menschen in Ost und West für mehr als 28 Jahre lang voneinander trennte. Im Laufe dieser Zeit brachte die Mauer viel Leid und menschliche Tragödien über die deutsche Bevölkerung und hinterließ einen tiefen Einschnitt in Berlin, Deutschland und Europa. Gleichzeitig wurde sie zum Symbol eines menschenverachtenden Regimes hinter dem „Eisernen Vorhang“ und damit auch zu einem bildhaften Ausdruck für die Teilung der Welt.
Selbst am 40. Jahrestag der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), konnte sich kaum jemand in Ost- oder Westdeutschland ausmalen, dass die Mauer schon bald zu Fall gebracht werde und die Teilung Deutschlands der Vergangenheit angehören würde. Doch der innere Zerfall der DDR war nicht mehr aufzuhalten, denn die Scheinstabilität schwankte zunehmend an allen Ecken der Republik. Letzten Endes waren es die berühmten Leipziger Montagsdemonstrationen, die den Grundstein für die friedliche Revolution in der DDR legten.
Wann war der Mauerfall?
Während die SED-Führung der DDR in Berlin weiterhin über das Fortleben der Berliner Mauer und der Republik schwadronierte, nahm mit den Leipziger Montagsdemonstrationen der Druck innerhalb der DDR massiv zu. Die Tage der DDR waren gezählt, denn der Schrei nach Freiheit wurde immer lauter. So wie im August und September des Jahres 1989, als der damalige Bundesaußenminister Hans Dietrich Genscher in seiner Balkon-Rede im Garten der Prager Botschaft der Bundesrepublik den 4000 DDR-Bürgern die erlösende Nachricht verkündete, dass sie in die BRD ausreisen dürfen.
Am 9. November 1989 war es schließlich soweit - die deutsch-deutsche Grenze war verschwunden und mit ihr auch die Berliner Mauer. Nach 30 Jahren gibt es sie so gut wie nicht mehr; nur noch wenige Stellen erinnern an die Teilung der Stadt. Das mag dem Wunsch nach Freiheit, Demokratie und Einheit geschuldet sein, wobei die Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten darf. Allein schon deswegen, weil so viele Menschen an der Berliner Mauer bei Fluchtversuchen ihr Leben verloren haben.
Übrigens: Die meisten Fluchtversuche fanden am Anfang der Bauzeit der Grenzanlagen statt, da die Mauer noch nicht so hermetisch abgeriegelt war.
Warum gab es die Berliner Mauer?
In der Nacht vom 12. und 13. August 1961 begannen auf Befehl der kommunistischen Führung in Ostdeutschland die Bauarbeiten an der 155 Kilometer langen Grenze zwischen Ost- und West-Berlin. Mit Beton, Stacheldraht und Barrieren wollte die DDR-Führung verhindern, dass die Republikflucht zwischen 1945 und 1961 weiter zunahm. In jener Zeit flohen 3,5 Millionen Menschen in die Bundesrepublik; allein in Berlin waren es 1,6 Millionen Menschen. Die meisten waren auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen. Vor allem junge und gut ausgebildete DDR-Bürger/innen machten sich auf den Weg in den Westen. Eine solche Schmach und Niederlage wollten sich Walter Ulbricht und Erich Honecker nicht eingestehen und gaben schließlich den Befehl zum Bau der Berliner Mauer.
- Fakten zur Berliner Mauer: Länger der Berliner Mauer: 155 Kilometer
- Länge der innerstädtischen Grenze zwischen Ost- und West-Berlin: 43 Kilometer
- Höhe der Mauer: 3,60 Meter
- Zahl der Bunker: 20
- Zahl der Hundelaufanlagen: 259
- Zahl der Beobachtungstürme entlang der Mauer: 302
- Zahl der getöteten Flüchtlinge an der Berliner Mauer: 138
- Zahl der Grenzübergänge in Berlin: 8
Warum fiel die Berliner Mauer?
28 Jahre lang stand der sogenannte "Antifaschistischen Schutzwall", der Berlin physisch teilte, aber auch ein Symbol für die deutsche Teilung darstellte. Am 9. November 1989 kam es zum Fall der Berliner Mauer. Der Kalte Krieg wurde ein Jahr später formell beigelegt.
Die Gründe für den Niedergang der DDR waren vielfältig. Der sowjetischen Staatspräsident Michail Gorbatschow hatte mit seinen Reformen den Grundstein für den Umsturz gelegt. Letztendlich sorgten aber vor allem die Massenflucht der BürgerInnen und die friedlichen Demonstrationen für den Niedergang der DDR. Die ersten Massendemonstrationen hatten im September 1989 in Leipzig stattgefunden.
Wer löste den Mauerfall aus?
Natürlich waren es die Bürger der sozialistisch regierten Deutschen Demokratischen Republik, die durch ihre Montagsdemonstrationen den Druck auf die herrschende SED-Führung massiv erhöhten und den Mauerfall herbeiführten. In diesem Zusammenhang müssen aber auch zwei Namen erwähnt werden, die unmittelbar mit dem Fall der Berliner Mauer verbunden sind: Günter Schabowski und Harald Jäger.
Günter Schabowski, damaliger Sprecher des Politbüros des Zentralkomitees der SED, verkündete auf einer Pressekonferenz in Ost-Berlin, die Regelung zur Reisefreiheit für DDR-Bürger. Auf die Frage, wann diese Regelung in Kraft trete, antwortete Schabowski mit den berühmten Worten: „Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich.“ Daraufhin strömten die Menschen in den folgenden Stunden an die Berliner-Grenzübergänge, unter anderem auch zur Grenzübergangsstelle Bornholmer Straße. Harald Jäger, Chef der Passkontrolle, stand vor der Wahl, entweder die Grenzen zu öffnen oder den Schießbefehl zu erteilen. Der ehemalige DDR-Grenzer zeigte in diesem Augenblick der Anspannung Zivilcourage und gab den Befehl, den Schlagbaum zu öffnen.
Somit waren es Günter Schabowski und Harald Jäger, die letztendlich den Berliner Mauerfall ausgelöst haben.
Welche Folgen hatte der Mauerfall?
Vor 30 Jahren kam es zum Fall der Berliner Mauer. Wenige Woche später nach der Öffnung der Mauer sang der Schauspieler und Sänger David Hasselhoff auf der Silvesterparty am Brandenburger Tor seinen berühmten Song „Looking For Freedom“. Der Mythos war damit geboren, dass "The Hoff" mit seinem Song die Berliner Mauer niedergesungen habe. Fakt ist allerdings, dass das Schicksal des wiedervereinigten Deutschlands zwischen dem Mauerfall am 9. September 1989 und der Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 an einem seidenen Faden hing. Schließlich ging es um die Souveränität eines gesamtdeutschen Staates.
Bei den Verhandlungen zum „Zwei-plus-Vier-Vertrag“ mit Bundeskanzler Helmut Kohl stimmte Michail Gorbatschow der deutschen Einheit zu. Der Vertrag zwischen den beiden deutschen Staaten und den Siegermächten des 2. Weltkriegs wurde am 12. September 1990 in Moskau unterzeichnet. Der formale Verlauf der Verhandlungen endete mit dem 3. Oktober 1990 - ein historisches Datum, das seitdem für Gesamtdeutschland als wichtigster Feiertag gilt.