Sitzung in Brandenburg am Nachmittag Matthias Platzeck tritt zurück

Potsdam · Er ist nach Klaus Wowereit der dienstälteste Ministerpräsident Deutschlands. Nun tritt Matthias Platzeck als Ministerpräsident von Brandenburg und SPD-Landeschef zurück. Am heutigen Montagabend kommen Partei-Spitzen zu einer Sondersitzung zusammen. Sein Nachfolger als Ministerpräsident soll schon feststehen.

Matthias Platzeck - seine Karriere
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Bei der Sitzung am späten Nachmittag werde es um die politische Zukunft des SPD-Landesvorsitzenden und Regierungschefs Matthias Platzeck gehen, hieß es zunächst. Danach überschlugen sich die Meldungen, dass er zurücktreten werde. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa wird dies zum 28. August geschehen. Auch Platzecks Nachfolger soll schon feststehen: der bisherige Innenminister Dietmar Woidke. Die brandenburgische SPD hat für den Abend eine Pressekonferenz angekündigt.

Der 59-jährige Ministerpräsident hatte im Juni einen leichten Schlaganfall erlitten und daraufhin seine Zukunft von seiner vollständigen Genesung abhängig gemacht. Zunächst war davon ausgegangen worden, dass er ohne Einschränkungen weitermacht. Nach einem dreiwöchigen Erholungsurlaub nahm Platzeck am Montag offiziell wieder die Amtsgeschäfte auf. In den Medien aber war in den vergangenen Tagen spekuliert worden, dass Platzeck zwar zunächst seine Ämter ohne Abstriche wahrnehmen, mittelfristig aber womöglich seinen Rückzug vorbereiten werde.

Rückzug als Bundes-SPD-Vorsitzender

Denn Platzeck hatte im Laufe seiner Karriere immer wieder mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Im Jahr 2006, da war er gerade einmal wenige Monate Vorsitzender der Bundes-SPD und deren neuer Hoffnungsträger, musste er dieses Amt bereits wieder abgeben — die "mit Sicherheit schwierigste Entscheidung meines Lebens", wie er damals eingestehen musste.

Platzeck, der damals die Doppelbelastung als Ministerpräsident und Bundes-SPD-Vorsitzender hatte, erlitt zu dieser Zeit einen Hörsturz, den er zunächst ignorierte. Es folgte ein Kreislaufkollaps und ein weiterer Hörsturz. Platzeck nahm die Warnsignale schließlich ernst, sprach offen darüber — und entschied sich statt für die Bundeskarriere für Brandenburg. Und dort wurde er seit 2002 immer wieder ins Amt des Ministerpräsidenten gewählt.

Zuletzt aber kam wieder die Doppelbelastung — durch seinen Posten im Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft für den Hauptstadtflughafen BER. Und der machte vor allem mit jeder Menge Pannen von sich reden. Dies dürfte auch für Platzeck eine Belastung gewesen sein, zumal er immer wieder (neben Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit) in diesem Zusammenhang kritisiert worden war.

Seit 2002 Ministerpräsident

Als Ministerpräsident aber überstand Platzeck jede Hürde. So etwa, als sein Sprecher Thomas Braune bei einem missliebigen Fernsehbeitrag interveniert haben soll. Oder als sich seine Partei nach der Koalition mit der CDU für eine Zusammenarbeit mit der Linken in Brandenburg entschied und nach und nach immer mehr Stasi-Verdachtsfälle bei den Linken publik wurden.

Platzeck selbst löste im Jahr 2002 den SPD-Ministerpräsidenten Manfred Stolpe ab. In die Politik kam er über die Bürgerrechtsbewegung während der Wendezeit. Der Potsdamer war Mitbegründer einer Umweltbewegung und wurde unter der vorletzten DDR-Regierung unter Hans Modrow "Minister ohne Geschäftsbereich".

In den Brandenburger Landtag wurde er 1990 gewählt, der SPD aber trat er erst im Jahr 1995 bei. Unter Stolpe war er Umweltminister, machte sich bundesweit als "Deichgraf" während der Oder-Flut 1997 einen Namen. 1998 legte er sein Amt nieder, um Oberbürgermeister der Stadt Potsdam zu werden — bis ihn Brandenburg erneut rief und er schließlich Ministerpräsident wurde.

Wegen seiner unkomplizierten und direkten Art war Platzeck bei den Brandenburgern beliebt. Auch deshalb dürfte er es geschafft haben, nach Klaus Wowereit der zweit-dienstälteste Ministerpräsident Deutschlands zu sein.

mit Agenturmaterial

(das)
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