Flughafen Berlin noch später Massive Kritik an Wowereit

Berlin · Die für den 17. März 2013 geplante Eröffnung des neuen Großflughafens in Berlin (BER) ist geplatzt. Nun entzündet sich zunehmend Kritk an Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Der Aufsichtsrat-Chef der Flughafengesellschaft gerät politisch massiv unter Druck.

Klaus Wowereit: Pragmatiker und Partylöwe
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Wowereit: Pragmatiker und Partylöwe

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Als neuer Termin will der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft in seiner Sitzung an diesem Freitag den 27. Oktober 2013 benennen, hieß es in Gesellschafterkreisen. Die Eröffnung des Berliner Airports wurde bereits mehrfach verschoben, zuletzt von Juni dieses Jahres auf März 2013 wegen Problemen mit der Brandschutzanlage. Dabei hatte der neue Technikchef Horst Amann von einer Eröffnung im März abgeraten. Neben Mängeln beim Brandschutz soll es auch bei der Verkabelung und der Elektronik Probleme geben.

Die Verzögerungen sorgen für massive Kritik an Berlins Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der Aufsichtsrats-Chef der Flughafengesellschaft ist. "Herr Wowereit hat ausreichend bewiesen, dass er als Chef des Flughafen-Aufsichtsrats nicht geeignet ist", sagte der Vorsitzende des Verkehrsausschusses im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne).

Arnold Vaatz, Vize-Chef der Unionsfraktion, sagte: "Berlin ist ein einziger verkehrspolitischer Schmuddelhaufen." In erster Linie seien die Landesregierungen von Berlin und Brandenburg verantwortlich. Auch das Bundesverkehrsministerium müsse sich fragen, ob es den Ernst der Lage früh genug erkannt hat. Berlin, Brandenburg und der Bund sind die Eigentümer des Flughafens.

Die Großbaustelle im Berliner Süden ruht. Die Chefplaner für den Umzug der bisherigen Flughäfen Tegel und Schönefeld haben ihre Arbeiter abgezogen. Zunächst soll ein neuer Finanzplan erarbeitet werden. Der Flughafen braucht kurzfristig 1,2 Milliarden Euro, um eine Insolvenz zu vermeiden.

Der Bund soll davon 300 Millionen Euro zusätzlich bereitstellen. "Für uns ist eine Freigabe der Bundesmittel nur vorstellbar, wenn sich die Personalkonstellation in Geschäftsführung und Aufsichtsrat ändert", sagte FDP-Generalsekretär Patrick Döring.

Erstaunlich gelassen gehen Air Berlin und die Lufthansa mit dem Debakel um. Beide Fluggesellschaften haben ihre Kapazitäten in Berlin deutlich ausgebaut und dabei fest mit dem BER geplant. Jetzt müssen sie ihren Verkehr provisorisch über Tegel abwickeln. "Das funktioniert überraschend gut", sagte ein Lufthansa-Sprecher. Gleichwohl wollen beide Gesellschaften von den Flughafenbetreibern Schadenersatz in Millionenhöhe fordern.

Die Lufthansa hält große Stücke auf den neuen Technik-Chef des BER. "Der hat in Frankfurt gezeigt, was er kann", sagte der Sprecher. Amann hatte in Frankfurt den Bau eines neuen Terminals nebst Landebahn organisiert. "Wichtiger als das Datum der Eröffnung ist jetzt, dass der Flughafen danach reibungslos funktioniert", sagte der Lufthansa-Sprecher, "Deutschland hat sich mit dem BER jetzt oft genug blamiert."

(brö, dre)
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