Abschaffung der Maskenpflicht im Fernverkehr Warum Lauterbach und Laumann richtig handeln

Meinung | Berlin · Die Maskenpflicht im bundesweiten Fernverkehr und im nordrhein-westfälischen ÖPNV endet am 2. Februar, gut zwei Monate vor Auslaufen des Infektionsschutzgesetzes – und das völlig zu Recht.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat eine Kehrtwende hingelegt.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat eine Kehrtwende hingelegt.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach und Karl-Josef Laumann, sein Pendant in NRW, beide bekannt als Anführer im „Team Vorsicht“, sind über ihre eigenen Schatten gesprungen und haben richtig entschieden. Für die baldige Abschaffung der Maskenpflicht in der Bahn spricht allerdings weniger das forsche und unabgestimmte Vorangehen einiger Bundesländer, die die Maskenpflicht im ÖPNV bereits aufgehoben haben oder kurz davor sind. Wichtiger waren Argumente von Fachleuten.

Wenn Deutschlands führender Virologe Christian Drosten sagt, die Maskenpflicht habe angesichts der vielen unterschiedlichen Regeln an Effektivität eingebüßt, dann hat das Gewicht. Wenn Bahn-Betriebsräte sagen, die Luftfilter in den ICEs der Bahn seien ohnehin besser als in den S-Bahnen, Bussen oder Straßenbahnen des ÖPNV, ist das ebenso zu bedenken. Zumal die Menschen im ÖPNV oft dicht gedrängter unterwegs sind als im Fernverkehr.

Die Maskenpflicht im Fernverkehr der Bahn war für die Politiker auch ein Symbol: Würde auch sie als letzter Fetisch aufgegeben, hätte das Team Freiheit, angeführt von FDP-Justizminister Buschmann, gegen das Team Vorsicht hinter Lauterbach endgültig gewonnen. Solche Eitelkeiten dürfen aber keine Rolle mehr spielen. Lauterbach hat gezeigt, dass das geht.

Für die Bürger sind politische Scharmützel über das Klein-Klein der Corona-Rest-Regeln schon lange ärgerlich. Sie wollen endlich bundesweit einheitliche Regelungen, die verständlich und nachvollziehbar sind.

Durch das Voranpreschen einzelner Bundesländer wie Bayern oder Schleswig-Holstein ist nicht nur im ÖPNV ein Flickenteppich bei den Regeln entstanden, den kaum einer noch durchschaut. Wenn aber Bürger nicht mehr wissen, welche Regeln sie an welchem Ort in Deutschland befolgen sollen, wenn sie die Vor-Ort-Regeln erst mühsam ergoogeln müssen, dann haben sich diese Regeln ad absurdum geführt.

Auch im Ausland hat sich Deutschland lächerlich gemacht mit seinem Regelungschaos. Unverständlich, dass Bahnkunden im grenzüberschreitenden Verkehr bisher ab der deutschen Grenze die Maske tragen müssen, in den europäischen Nachbarstaaten aber nicht mehr. Absurd auch, dass Hunderte Botschafter beim Empfang des Bundespräsidenten keine Maske tragen müssen, sie aber nach dem Termin in der Berliner S-Bahn, der Bahn oder zu anderen Anlässen aufsetzen sollen.

Aus Rücksicht gegenüber verletzlichen Gruppen, chronisch Erkrankten oder älteren Menschen, empfiehlt sich aber das Tragen einer FFP2-Maske auch weiterhin, wenn größere Gruppen zusammenkommen und umso mehr, wenn diese Treffen in geschlossenen Räumen stattfinden.

Dies gilt insbesondere für alle Menschen mit Schnupfen und Husten. Wer unter einem Infekt leidet, sollte sowieso lieber zuhause bleiben. Das sollte nach drei Jahren Pandemie für jeden und jede eine Selbstverständlichkeit sein. Aufgabe der Politik ist es nun, die Abschaffung der Maskenpflicht mit ständigen Appellen an die soziale Selbstverantwortung der Bürger zu begleiten.

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