Ex-Parteichef Schulz spricht über seinen Rücktritt und Gabriels Entschuldigung
Berlin · Der zurückgetretene SPD-Vorsitzende Martin Schulz hat sich mit Außenminister Sigmar Gabriel versöhnt. Als Opfer einer Intrige innerhalb der Parteiführung sehe er sich nicht, sagte der 62-Jährige aus Würselen.
"Es stimmt, dass ich die Entschuldigung von Sigmar Gabriel angenommen habe", sagte Martin Schulz der "Bild"-Zeitung. Sigmar Gabriel hatte sich nach eigenen Angaben am Dienstag persönlich bei Schulz entschuldigt. Beide waren an diesem Tag in der SPD-Parteizentrale. Nach Informationen des "Spiegel" antwortete Schulz auf Gabriels Entschuldigung: "Du bist eben genauso ein Emotionsbrötchen wie ich. Ich habe gesagt, dass ich ohne Groll und Bitterkeit gehe. Das gilt auch für dich." Schulz verkündete an diesem Tag seinen Rücktritt als SPD-Chef.
Der ehemalige Kanzlerkandidat der SPD hatte nach Abschluss der Koalitionsverhandlungen mit der Union angekündigt, er wolle Außenminister werden, falls die Basis seiner Partei einer großen Koalition zustimmt. Damit hätte er Gabriel abgelöst, der das Amt vor etwa einem Jahr übernommen hatte. Der Mann aus Goslar reagierte enttäuscht und sagte in einem Interview, seine Tochter Marie habe ihn mit den Worten getröstet: "Papa, jetzt hast du doch mehr Zeit mit uns. Das ist doch besser als mit dem Mann mit den Haaren im Gesicht."
Schulz sagte außerdem, dass er sich nicht als Opfer einer Intrige in der SPD-Parteiführung sehe. Die Parteiführung habe "in allen Fragen seit dem Wahlabend gemeinsam entschieden". Auf die Frage, ob er von seinen Vorstandskollegen "benutzt" und wegen ausgebliebener Warnungen vor dem Griff nach dem Außenministerposten in eine Falle gelockt worden sei, sagte er: "Es gibt keinen Grund für ein Schwarze-Peter-Spiel." Schulz hatte nach massiver Kritik aus der Partei seinen Verzicht auf ein Regierungsamt erklärt.
Der ehemalige SPD-Chef bekräftigte in dem "Bild"-Interview, er gehe ohne Groll. Kraft gäben ihm nun seine Familie und seine Freunde: "Ich habe ein intaktes soziales Netzwerk. Mehr muss man nicht wissen."