Interview mit Familienministerin Schröder "Manche sind noch mitten im Geschlechterkampf"

Berlin (RP). Familienministerin Kristina Schröder spricht im Interview mit unserer Redaktion über Geschlechterkampf, den Boys-Day und warum es echte Gleichberechtigung noch immer nicht gibt.

Kristina Schröder - die frühere Familienministerin
8 Bilder

Kristina Schröder - die frühere Familienministerin

8 Bilder

Frau Ministerin, ist der Boys-Day der Auftakt auch für eine neue Frauenpolitik?

Schröder Ich war immer der Meinung, dass moderne Gleichstellungspolitik nicht ausschließlich auf ein Geschlecht ausgerichtet sein darf - weder auf Frauen noch auf Männer. Wir müssen vielmehr die Probleme und Anforderungen beider Geschlechter im Blick haben. Den Girls' Day gibt es seit elf Jahren - da war es höchste Zeit auch für Jungen einen solchen Aktionstag zu schaffen. Wenn wir wirklich voran kommen wollen, müssen wir Frauen und Männern die Möglichkeit geben, sich von überholten Rollenmustern zu lösen - in der Familie wie in der Arbeitswelt.

Was entgegnen Sie Ihren Kritiker(innen), die Ihnen eine Vernachlässung der Frauenförderung vorwerfen?

Schröder Manche sind leider gedanklich noch mitten im Geschlechterkampf. Die glauben, man muss den Jungs was wegnehmen, um die Mädchen zu fördern. Ich sage, dass wir beide fördern müssen. Ich will erreichen, dass Frauen und Männer selbstbestimmt entscheiden können, wie sie gemeinsame Aufgaben und Verantwortung untereinander aufteilen. Die Politik muss Optionen schaffen und Benachteiligungen abbauen - entscheiden sollen und müssen Männer und Frauen über ihr Leben aber selbst.

Geht die Politik mit gutem Beispiel voran? Es gibt auch im Kabinett die klassischen Männer- und Frauenressorts. Eine Innenministerin/eine Wirtschaftsminsterin sucht man bisher vergeblich.

Schröder Dafür hat die Bundesregierung eine Chefin! Und im Kabinett beträgt das Verhältnis Männer/Frauen immerhin zehn zu sechs. Das ist deutlich mehr als in der Wirtschaft. Im Übrigen hatten wir auch schon einige männliche Familienminister - interessanterweise immer von der CDU. Klar ist aber auch: Wir sind noch nicht am Ende des Weges angekommen. Echte Gleichberechtigung haben wir erst dann, wenn Sie mir solche Fragen nicht mehr stellen müssen.

Das Interview führte Rena Lehmann.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort