Interview mit Ilse Aigner (CSU) "Mächtigste Frau in Bayern? Das ist nicht mein Ziel!"

Die Münchner Wirtschaftsministerin gilt als Anwärterin auf die Nachfolge des CSU-Chefs und Ministerpräsidenten Horst Seehofer. Im Interview spricht sie über Macht, Steuersenkungen und Gehaltsexzesse bei Managern.

 Ilse Aigner (49) war von 2008 bis 2013 Bundesagrarministerin. Seither ist sie Wirtschaftsministerin in Bayern.

Ilse Aigner (49) war von 2008 bis 2013 Bundesagrarministerin. Seither ist sie Wirtschaftsministerin in Bayern.

Foto: dpa, nar tmk

2013 überwiesen die 30 Dax-Konzerne ihren Vorständen durchschnittlich 3,3 Millionen Euro jährlich. War das in Ordnung oder maßlos?

Aigner Die Einkommensschere zwischen durchschnittlichen Arbeitnehmern und Vorständen muss in der Tat hinterfragt werden. Es ist eindeutig nicht in Ordnung, wenn sich hier eine kleine Gruppe in Hinterzimmern Privilegien schafft. Deswegen benötigen wir bei der Festlegung von Managergehältern mehr Transparenz. Wir haben im Koalitionsvertrag vereinbart, dass über die Vorstandsvergütung künftig die Hauptversammlung auf Vorschlag des Aufsichtsrats entscheiden soll.

Warum ist bei der Vergütung von Konzernmanagern und persönlich haftenden Mittelständlern etwas aus der Balance geraten?

Aigner Eine unkontrollierte Auseinanderentwicklung von Spitzenbezügen und dem durchschnittlichen Verdienst der Bevölkerung will in Deutschland niemand. Das ist auch nicht unser Verständnis von einer sozialen Marktwirtschaft. Es liegt im ureigenen Interesse eines Unternehmens und seiner Eigentümer, Maß zu halten, um die Nachhaltigkeit nicht durch exzessive Bezahlungen aufs Spiel zu setzen. Der Mittelstand, vielfach eigentümergeführt und mit dem Privatvermögen haftend, ist gerade auch deshalb die Basis unserer international erfolgreichen Wirtschaft, weil hier Auswüchse die Ausnahme sind.

Gehören nicht CDU/ CSU an die Spitze der Bewegung "Steuern runter"?

Aigner Wir haben alle Steuererhöhungs-Wünsche der SPD im Koalitionsvertrag verhindert. Zu Steuererhöhungen wird es unter keinen Umständen kommen. Gleichzeitig wollen wir in die Zukunft investieren, zum Beispiel mit zusätzlichen neun Milliarden in Bildung und Forschung sowie fünf Milliarden in die Infrastruktur. Außerdem müssen wir die Leistungen unseres Sozialstaats erfüllen. Da ist leider aktuell kein Spielraum für umfangreiche Steuersenkungen.

Die Union erweckt den Eindruck, als gäbe es kaum Angenehmeres, als mit der SPD zu koalieren.

Aigner Angenehm ist das falsche Wort. Wir versuchen, mit unserem Koalitionspartner gemeinsame Lösungen für unsere aktuellen Herausforderungen zu finden. Unseren Wählern ist bewusst, dass die SPD nicht unser Wunschkoalitionspartner war und wir gerade im Bereich der Wirtschaftspolitik auch Differenzen haben. Andererseits wissen wir auch, dass es eine rechnerische Mehrheit für Rot-Rot-Grün im Bundestag gibt, die für die Wirtschaft bestimmt nicht besser wäre.

Gegen Ihre Kollegin Haderthauer ermittelt die Staatsanwaltschaft. Ist das nicht eine große Belastung für das gesamte bayerische Kabinett?

Aigner Ich habe mich dazu bereits geäußert und habe dem nichts hinzuzufügen: Es gilt auch für Christine Haderthauer die Unschuldsvermutung.

Wenn Angela Merkel die "mächtigste Frau der Welt" ist, wollen Sie das dann in Bayern werden?

Aigner Angela Merkel und ich sind sicher nicht in die Politik gegangen, um irgendwann in der "Forbes"-Liste oder einem ähnlichen Ranking auf einem der oberen Plätze zu stehen.

REINHOLD MICHELS STELLTE DIE FRAGEN.

(RP)
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