Saarlands SPD-Chef Maas kann der Phönix aus der Asche werden

Saarbrücken · Der 30. August 2009 war ein herber Rückschlag in der Karriere des Heiko Maas: Der einstige Ziehsohn Oskar Lafontaines und spätere Senkrechtstarter in der SPD verfehlte bei der Landtagswahl im Saarland zum zweiten Mal das Ziel, seinen Erzrivalen Peter Müller vom Thron des Ministerpräsidenten zu stoßen. Unter dessen Nachfolgerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat der 45-Jährige jetzt beste Aussichten, die harte Oppositionsbank doch vorzeitig zu verlassen: Entweder, er nimmt das Angebot zur großen Koalition an und wird stellvertretender Ministerpräsident, oder er steuert mit guten Chancen Neuwahlen an.

 Der saarländische SPD-Chef Heiko Maas kann der große Nutznießer der zerbrochenen Jamaika-Koalition werden.

Der saarländische SPD-Chef Heiko Maas kann der große Nutznießer der zerbrochenen Jamaika-Koalition werden.

Foto: ddp, ddp

Am Freitag gab es Meldungen, dass er zunächst einmal zum Eintritt als zweiter Mann in die große Koalition bereit wäre - zumindest wenn Kramp-Karrenbauer seine Bedingungen dafür erfüllt. Ein Entschuldungsfonds für die Kommunen und ein Superministerium für ihn selbst schienen der Mindestpreis dafür zu sein. Maas kann es sich leisten, entsprechend hoch zu pokern.

Die CDU-Ministerpräsidentin hat nur die Wahl, sich mit ihm zu einigen oder das Risiko von Neuwahlen einzugehen. Schließlich lagen Maas und die SPD bei der letzten landesweiten Umfrage im November mit 35 Prozent klar vor der CDU, die dabei nur auf 32 Prozent kam.
Deshalb gibt es in der Saar-SPD auch Stimmen für Neuwahlen - in der Hoffnung, Maas dann gleich zum neuen Regierungschef machen zu können.

Vor kurzem noch "Weiterwursteln" von Jamaika erwartet

Geradezu wie Phönix aus der Asche ist der 45-Jährige auf die Bühne zurückkehrt. Unter diesen Umständen dürfte es ihn auch kaum noch sonderlich ärgern, dass er mit seiner Einschätzung der weiteren Entwicklung in der Jamaika-Koalition noch an Weihnachten voll daneben lag: "Ich befürchte, dass das Herumwursteln bis 2014 so weitergeht", sagte er da noch mit leicht resignativem Unterton im dapd-Interview. Jetzt kam es doch anders, und nach dem Präsidium will auch der Landesvorstand der SPD Saar am Samstag darüber beraten, wie die Partei auf Kramp-Karrenbauers Angebot einer großen Koalition reagiert.

Sollte er doch auf Neuwahlen setzen, wären die Voraussetzungen für eine mögliche Koalitionsbildung indes anders als 2009. Die Grünen hatten Maas seinerzeit arg enttäuscht, als sie das Jamaika-Bündnis mit CDU und FDP der rot-rot-grünen Alternative mit SPD und Linkspartei vorzogen. Und letztere hatte ja bei der letzten Landtagswahl mit Oskar Lafontaine an der Spitze im Heimatland des Ex-Ministerpräsidenten noch 17 Prozent geholt. Bei der jüngsten Umfrage sank die Linke im November schon auf 12 Prozent. Und Maas fragt sich natürlich, wie berechenbar und stark die Linke nach Lafontaine noch wäre: "Wenn man den wegnimmt, weiß ich nicht, wie viel davon noch übrig bleibt", sagte er zur künftigen Rolle der Linkspartei.

Mit 32 Deutschlands jüngster Minister

Schließlich war Lafontaine als damaliger SPD-Ministerpräsident noch der "Entdecker" von Heiko Maas. 1996 berief ihn "Oskar" als Staatssekretär im Umweltministerium in sein Kabinett. Und als Lafontaine 1998 als Finanzminister ins Kabinett Gerhard Schröder ging, wurde Maas unter dessen saarländischem Nachfolger Reinhard Klimmt Landesminister für Umwelt, Energie und Verkehr in Saarbrücken. Als 32-Jähriger war er damals der jüngste Minister in der Bundesrepublik. Zu den ersten Amtshandlungen von Maas im Landeskabinett gehörte seinerzeit die Streichung von einem Drittel der rund 300 Verwaltungsvorschriften in seinem Ressortbereich.

Doch weniger als ein Jahr später verlor die Saar-SPD 1999 trotz demonstrativer Distanz zu Schröder und der Bundespartei die Landtagswahl an die CDU und deren Landeschef Peter Müller. Gegen diesen trat der mittlerweile zum Landeschef der SPD Saar aufgerückte Maas bei der Landtagswahl 2004 vergeblich an. Fünf Jahre später scheiterte er beim neuerlichen Anlauf und musste trotz einiger Vorschusslorbeeren SPD-Verluste von gut sechs Prozent hinnehmen.
Wohl noch am Wochenende wird sich entscheiden, auf welchem Weg Maas nun doch noch auf die Regierungsbank wechseln will

(APD)
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