Nach Lafontaine-Rückzug Linke will rasch Nachfolge klären
Berlin (RPO). Nach dem Rückzug von Linke-Chef Oskar Lafontaine will die Partei zügig die Nachfolge klären. Auf ihrem Parteitag im Mai in Rostock soll eine neue Ost/West-Doppelspitze gewählt werden. Das kündigte Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch am Montag an.
Breiten Raum nahmen auch am Montag die Spekulationen um die Personalfrage ein. Knapp ein Dutzend Namen sind von führenden Linke-Politikern genannt worden. Einen Favoriten gibt es aber bislang nicht.
Bei ostdeutschen Funktionären fiel dabei der Name von Ex-Parteichef Gregor Gysi. So sagte Brandenburgs Landesvorsitzende Thomas Nord: "Gregor Gysi ist immer eine Option, das ist klar. Er ist die wichtigste Integrationsfigur, die diese Partei hat." Auch der sächsische Landeschef sprach sich für Gysi aus. Es gebe in der Linken "nur eine Persönlichkeit, die in Ost und West auf große Akzeptanz stößt", das sei Gysi, erklärte Rico Gebhardt. Rückendeckung erhielten sie vom niedersächsischen Vorsitzenden Diether Dehm: "Er wäre in der jetzigen Situation der Richtige."
Auch drei Frauen sind bei den Überlegungen im Spiel. Allerdings scheint nur eine bereit zu sein, das Amt zu übernehmen - die Fraktionsvize Gesine Lötzsch. Bundestagvizepräsidentin Petra Pau und die Parlamentarische Geschäftsführerin der Linken im Bundestag, Dagmar Enkelmann, lehnten ab.
Offen ließ Parteivize Klaus Ernst, ob er sich für den Posten bewirbt. Er forderte zugleich einen raschen Kompromiss an. Es wäre "fatal, wenn es auf dem Parteitag im Mai zu Kampfabstimmungen um Personen käme".
Nicht nur personell geht es bei den Linken hoch her. Auch inhaltlich wird nun stark diskutiert. Hauptpunkt ist dabei der Umgang mit der SPD. Junge Bundestagsabgeordnete sprechen sich für einen Dialog aus, auch schon mit Blick auf die Bundestagswahl 2013. Führende Linke-Politiker sehen dagegen auch jetzt keine neue Grundlage für eine Kooperation. Bartsch warnte vor übereilten Aktionen: 2013 sei "noch sehr sehr weit weg".
Mutmaßungen, wonach die Linke nun wieder eine reine Ostpartei werde, wies Thüringens Landeschef Bodo Ramelow zurück: "Wir sind beides: Wir sind eine erfolgreiche Westpartei, die aber eher im Zehn-Prozent-/Neun-Prozentbereich arbeitet, und eine regionale Volkspartei - in sechs Bundesländern und im Saarland als Solitär - bei 20 Prozent."
Unterdessen meldete sich Oskar Lafontaine als Fraktionschef der Linken im Saarland zurück. Er werde jetzt jeden Montag an der wöchentlichen Fraktionssitzung teilnehmen, sagte Lafontaine. Am Samstag hatte Lafontaine angekündigt, sich aus der Bundespolitik zurückzuziehen und im Mai nicht wieder für das Amt als Parteichef zu kandidieren.