Uni Bayreuth und CSU wehren sich Lepsius: Guttenberg leidet an Realitätsverlust

Bayreuth/Berlin · Karl-Theodor zu Guttenberg teilt aus - gegen seine Partei CSU und die Universität Bayreuth, die ihm den Doktortitel wegen seiner abgeschriebenen Dissertation entzogen hat. Diese Kritik lassen die Betroffenen nicht auf sich sitzen: Der Bayreuther Jura-Professor Oliver Lepsius nennt den Ex-Verteidigungsminister weiter einen "Betrüger" und wirft ihm "Realitätsverlust" vor.

Guttenberg mit neuem Look
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Auch bei den Christsozialen wächst der Zorn auf ihren einstigen Shootingstar und dessen inszenierte Rückkehr ins Rampenlicht. In dem am Dienstag erschienenen Interviewbuch "Vorerst gescheitert" hält Guttenberg der Hochschule vor, sie sei in dem Plagiatsfall "leider nicht unabhängig" gewesen, sondern habe offenbar aus Angst vor dem Verlust von Forschungsgeldern vorschnell ge- und verurteilt. Zum Betrugsvorwurf des Staatsrechtlers Lepsius sagt er: "Ich kann mir nicht erklären, warum er als Jurist mit solchen Begriffen um sich wirft, außer, er will Aufmerksamkeit erregen."

Lepsius sagte dazu der Nachrichtenagentur dapd, Guttenberg wolle seine vorsätzliche Täuschung nach wie vor nicht wahrhaben. "Warum begreift er nicht, was er getan hat?", fragte der Nachfolger von Guttenbergs Doktorvater Peter Häberle. Für ihn sei ein solches Verhalten ein Fall von Realitätsverlust. Guttenbergs Äußerungen gäben einen Einblick in dessen Persönlichkeitsstruktur. Sie zeigten, dass der CSU-Politiker in seinem Denken offensichtlich von derartigen Machtüberlegungen gelenkt werde.

Die Universitätsleitung wollte noch keine offizielle Stellungnahme abgeben, weil ihr das Buch noch nicht vorliege, sagte ein Sprecher. Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch (FDP) hatte die Angriffe Guttenbergs auf die Hochschule bereits als "nicht akzeptabel" zurückgewiesen.

Hasselfeldt: Personalie Guttenberg spielt keine Rolle

In der CSU gehen derweil immer mehr führende Politiker auf Distanz. "Ich glaube, dass ein Stück Demut jedem Politiker gut tut", wies die ansonsten für ihre Zurückhaltung bekannte CSU-Landesgruppenchefin Gerda Hasselfeldt ihren Parteikollegen Guttenberg am Dienstag deutlich in die Schranken. Die Personalie Guttenberg habe in den letzten Sitzungen der Landesgruppe keine Rolle gespielt, sagte Hasselfeldt. "Aber nicht deshalb, weil wir es von uns aus nicht ansprechen wollten, sondern weil keiner Bedarf daran sah."

In seinem Buch geht Guttenberg mit seiner Partei hart ins Gericht. Wenn die CSU sich bei ihren Wahlergebnissen noch als Volkspartei bezeichne, wirke dies "nur noch wie die Verhöhnung früherer Träume". Hasselfeldt sagte dazu: Eine Volkspartei könne man nicht als Prozentzahlen festmachen. Ein gutes Wahlergebnis sei für eine Volkspartei "ein Indiz, aber nicht das einzige".

Die stellvertretende CSU-Generalsekretärin Dorothee Bär sagte im ZDF-"Morgenmagazin", die CSU sei auch "ein Stück Heimatgefühl" und eine Weltanschauung. Deswegen sei es "schon ein bisschen schade", wenn die über 200.000 Mitglieder sich jetzt so von Guttenberg belehren lassen müssten. "Das hat er nicht nötig, und das hat die CSU auch nicht nötig", betonte Bär.

"Vorerst gescheitert" verkauft sich prächtig

Guttenberg war im März als Verteidigungsminister zurückgetreten, weil er seine Dissertation in weiten Teilen abgeschrieben hatte. Die Staatsanwaltschaft Hof stellte kürzlich das Ermittlungsverfahren wegen Verdacht auf Urheberrechtsverletzung gegen Zahlung einer Geldauflage ein.

Ein Großteil der 80.000 Exemplare umfassenden Startauflage von Guttenbergs Buch "Vorerst gescheitert" ist nach Angaben des Herder Verlags schon vergriffen. Auf dem Bestseller-Rang des Internethändlers "Amazon" belegte der Gesprächsband des früheren CSU-Hoffnungsträgers am Dienstagnachmittag Rang drei.

(APD)
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