Vorstellung der Corona-Kita-Studie Kita-Schließungen waren unnötig

Berlin · Kita-Schließungen hätte es nicht gebraucht und Vorschulkinder waren keine Treiber der Pandemie. Das sind Erkenntnisse der Corona-Kita-Studie. Welche Handlungsempfehlungen sich nun aus der Studie ableiten lassen.

Da viele Kinder noch nicht geimpft sind, braucht es weiterhin ein umfassendes Testangebot.

Da viele Kinder noch nicht geimpft sind, braucht es weiterhin ein umfassendes Testangebot.

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Die Corona-Kita-Studie zeigt: Kinder haben stark unter den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie gelitten, gleichzeitig waren sie aber keine Treiber der Pandemie. „Kitas waren keine Infektionsherde“, sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bei der Vorstellung der Corona-Kita-Studie am Mittwoch, 2. November, in Berlin. Die interdisziplinäre Studie untersuchte die Auswirkungen der Pandemie auf Kinder, Familien und Fachkräfte. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) betonte vorallem die psychischen Folgen für Kinder, die ebenfalls aus der Studie hervorgehen.

Welche Rolle spielen Kitas bei der Ausbreitung des Corona-Virus?

Die Übertragungsrate in Kinderbetreuungseinrichtungen lag bei unter zehn Prozent. In Familien lag sie hingegen bei 50 Prozent. Heißt: Kinder haben sich in Kitas weniger schnell infiziert als in ihren Familien, so der Gesundheitsminister. Damit waren Kitas auch keine Treiber der Pandemie. Kinder unter sechs Jahren steckten sich laut der Studie in den vergangenen zweieinhalb Jahren zudem seltener mit dem Corona-Virus an und bei einer Infektion hatten sie meist wenige oder keine Symptome.

Wie groß ist die Impfquote unter den Kita-Fachkräften?

Für Kita-Fachkräfte gibt es keine generelle Impfpflicht. Aus der Corona-Kita-Studie geht jedoch hervor, dass die Impfquote unter den Erzieherinnen und Erziehern bei 85 Prozent liegt. Damit liegt die Quote weit über dem Bundesschnitt von 62 Prozent.

Welche Auswirkungen hatten Kita-Schließungen für das Infektionsgeschehen?

Aus heutiger Sicht wären Kita-Schließungen medizinisch nicht nötig gewesen, sagte Lauterbach. Diese Erkenntnis müsse man nun für die Zukunft nutzen. „Es wird keine Schließungen dieser Art mehr geben“, bekräftigte Lauterbach. Bei akuten Infektionsfällen werden aktuell zumeist einzelne Gruppen und nicht die ganze Kita geschlossen.

 Aus heutiger Sicht waren die Kita-Schließungen unnötig, sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach am Mittwoch in Berlin. Zusammen mit Familienministerin Lisa Paus stellte er die Corona-Kita-Studie vor.

Aus heutiger Sicht waren die Kita-Schließungen unnötig, sagte Gesundheitsminister Karl Lauterbach am Mittwoch in Berlin. Zusammen mit Familienministerin Lisa Paus stellte er die Corona-Kita-Studie vor.

Foto: dpa/Carsten Koall

Was ist mit den Schulschließungen?

Die Corona-Kita-Studie hat sich lediglich mit dem Nutzen der Kita-Schließungen befasst. Ob die Schulschließungen sinnvoll waren oder nicht, darüber will der Bundesgesundheitsminister nicht spekulieren.

Wie groß sind die psychischen Auswirkungen auf Kinder?

„Kinder haben in der Pandemie bereits erheblich gelitten – oft weniger am Virus selbst als an den Folgen der Eindämmungsmaßnahmen“, sagte Bundesgesundheitsministerin Lisa Paus. Besonders schwer betroffen seien sozial benachteiligte Kinder, bei der Hälfte von ihnen habe sich das psychische Wohlbefinden verschlechtert, so Paus. „In Zukunft muss das Kindeswohl unbedingt an oberster Stelle stehen“, sagte die Bundesfamilienministerin. Dabei fordert sie, dass besonders benachteiligte Kinder stärker gefördert werden.

Welche Schlüsse lassen sich ziehen?

Flächendeckende Kitaschließungen soll es in Zukunft nicht mehr geben. Gleiches gilt für Sport- und außerschulische Bildungseinrichtungen. Zudem sollen Kinder und Jugendliche leichteren Zugang zu präventiven Angeboten erhalten. Besondere Unterstützung brauchen auch diejenigen Kinder, die bereits vor der Pandemie hohen gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt waren. Da viele Kinder noch nicht geimpft werden konnten, braucht es außerdem weiterhin ein umfassendes Testangebot.

Am Mittwoch beriet das Bundeskabinett ebenfalls über einen Bericht der Interministeriellen Arbeitsgruppe Kindergesundheit (IMA). Der Bericht kommt auch zu dem Schluss, dass sozial benachteiligte Kinder besonders unter der Pandemie leiden und Unterstützung brauchen.

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