Frankreichs Held Lassana Bathily Dieser Muslim erteilt "Pegida" eine Lehrstunde

Meinung | Düsseldorf · Aller Kritik zum Trotz demonstriert "Pegida" auch heute gegen die vermeintliche "Islamisierung des Abendlandes". Nach den Anschlägen von Paris sollen die Teilnehmer Trauerflor tragen. Wie unbegründet pauschale Ängste vor dem Islam sind, zeigt das Beispiel von Lassana Bathily. Frankreich feiert ihn als neuen Helden.

 Frankreich feiert in diesen Tagen Lassana Bathily. Hier gibt er dem Sender BFMTV ein Interview.

Frankreich feiert in diesen Tagen Lassana Bathily. Hier gibt er dem Sender BFMTV ein Interview.

Foto: Bathily BFMTV Screenshot Youtube

"Pegida" sieht sich in seinen Vorurteilen bestätigt. Die Aufforderung deutscher Politiker wie Justizminister Heiko Maas, die Demos aus Respekt vor den Opfern abzusagen, empfinden die Organisatoren offensichtlich als Provokation. "Uns werden mit Sicherheit kein Herr Maas oder irgendwelche krawallgebürsteten Antipatrioten aufhalten!", heißt es auf Facebook.

Ein fatales Signal

Freunde und Kollegen der ermordeten Zeichner von "Charlie Hebdo" sind entsetzt. "Wir sind angewidert, dass rechte Kräfte versuchen, unsere toten Freunde für ihre Zwecke zu instrumentalisieren", heißt es in einem Flugblatt. Vor dem Tag des Attentats waren die Karikaturisten in den Augen von "Pegida" noch Teil der "Lügenpresse".

Einhellig schlägt den Islam-Gegnern nun Empörung entgegen. Zu Recht. Denn nach den Anschlägen von Paris Ängste vor dem Islam zu bedienen, ist das völlig falsche Signal. Gerade jetzt sollen Muslime in Deutschland wissen, dass sie Teil der Gesellschaft sind. Der Terror darf uns nicht spalten.

Um welche Werte es jetzt in einer freiheitlichen Demokratie gehen muss, hat der Solidaritätsmarsch in Frankreich eindrucksvoll gezeigt. Nun dennoch gegen eine vermeintliche "Islamisierung" zu demonstrieren, verhöhnt die Opfer von Paris. Der Polizist, der sich den Attentätern in den Weg stellte und dafür mit dem Leben bezahlte, war Muslim. Sein Beispiel zeigt: Es geht im Ringen um ein gutes Zusammenleben nicht um Religionszugehörigkeit. Sondern Menschlichkeit, Toleranz und Austausch.

Was das bedeutet, zeigt das Beispiel des jungen Muslim Lassana Bathily. Er wird derzeit in Frankreich als Held gefeiert. Präsident Hollande dankte ihm laut "Le Figaro" persönlich am Telefon dafür, mit seinem selbstlosen Einsatz Menschenleben gerettet zu haben, als Amedy Coulibaly den jüdischen Supermarkt stürmte und Geiseln nahm. Mehrere Kunden waren in den Keller geflüchtet, wo sie Bathily beim Beten überraschten. Der zögerte nicht lange und versteckte sie in einem Kühlraum, wie er berichtete.

Nun erzählt er Fernsehsendern, wie er die dramatischen Stunden erlebte. Wie er die Kühlung aus-, und das Licht einschaltete, wie er versuchte die panischen Menschen zu beruhigen. Das Angebot, sie mit dem Lastaufzug heimlich nach draußen zu bringen, lehnten die Geflohenen ab, weil sie Angst hatten, der Geiselnehmer könnte auf sie aufmerksam werden.

Bathily suchte allein den Weg aus dem Gebäude. Die Polizei habe ihm zuerst Handschellen angelegt, erzählt er auf BFMTV. Anderthalb Stunden lang blieb er in Haft. Nachdem sich das Missverständnis geklärt hatte, konnte Bathily den Beamten wertvolle Tipps über das Innere des Gebäudes geben. Im Internet verbreitet sich seit Sonntag eine Kampagne, die für eine Ehrung Bathilys wirbt. Hashtag: #UneMedaillePourLassina.

Bathily ist nicht nur Muslim. Sondern auch Flüchtling. Aufgewachsen ist der aus Mali kommende Junge Medienberichten zufolge in einem Auffanglager. Die Kollegen in dem jüdischen Supermarkt, in der er arbeitet, bezeichnet der als seine Familie. "Wir sind alle Brüder", sagt er auf BFMTV. "Juden, Christen, Muslime."

"Pegida"-Anhängern sollte seine Geschichte eine Lehre sein.

We need more brave Europeans like him! #UneMedaillePourLassina

(pst)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort