Verwirrung um angebliches Erziehungscamp Laschets Pannenserie

Düsseldorf (RPO). Für NRW-Familienminister Armin Laschet wird das Thema der Erziehungscamps für straffällige Jugendliche zu einem peinlichen Stolperstein. Erst nannte der Minister mit Neukirchen-Vluyn statt Bedburg-Hau den falschen Ort für das angeblich geplante Camp. Nun kommt heraus: Die Einrichtung in Bedburg-Hau hat mit einem Erziehungscamp nicht viel gemeinsam.

In Till-Moyland, einem Ortsteil von Bedburg-Hau, wird bereits seit Anfang November ein ehemaliger Bauernhof umgebaut. Dort soll mit dem Projekt "Ausblick" eine offene Jugendhilfeeinrichtung für acht Kinder zwischen 12 udn 15 Jahren entstehen, die bereits mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind. In der Einrichtung sollen sie intensiv betreut und auf ein normales Leben vorbereitet werden.

Peter Driessen, der Bürgermeister von Bedburg-Hau, zeigte sich im Gespräch mit unserer Redaktion überrascht, dass es sich dabei laut Minister Laschet um ein Erziehungscamp handeln soll: "Da entsteht das Projekt Ausblick nach dem Konzept, das wir in der Bürgerversammlung schon im November vorgestellt haben und nichts anderes. Das hat mit einem Erziehungslager nichts zu tun".

Zuvor hatte es Verwirrung gegen, wo genau das Erziehungscamp geplant sei. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärte der Minister: In NRW werde das erste Erziehungscamp bereits im Frühjahr in Neukirchen-Vluyn eingerichtet. Begründung: "Wenn ein jugendlicher Intensivtäter durch harte Gewaltdelikte auffällig geworden ist, muss er zunächst aus dem Verkehr gezogen werden."

Das war kein unbedachter rhetorischer "Schnellschuss". Vielmehr erbat sich Laschets Sprecher von unserer Redaktion eine Abschrift der Minister-Äußerungen. Nach der Autorisierung, die mehr als zwei Stunden dauerte, weil auch die Fachabteilung eingeschaltet worden sei, gab das Ministerium die Laschet-Zitate am Freitag kurz vor 18 Uhr zur Verwendung frei.

Verwirrung in Neukirchen-Vluyn

Doch in Neukirchen-Vluyn wusste man von nichts. Bürgermeister Bernd Böing telefonierte am Samstag dreimal mit Laschet, bis er schließlich erfuhr, dass es sich um einen Irrtum handelte.

"Der Minister hat mir gegenüber eingeräumt, dass es sich um eine Verwechslung handelt und das Jugendcamp doch nicht nach Neukirchen-Vluyn kommt”, so Böing. In seinem ersten Anruf habe Laschet gar nicht genau gewusst, wo Neukirchen-Vluyn liege und ihm gegenüber einen Ortsnamen für den geplanten Standort der Erziehungsanstalt genannt habe, der er noch nie gehört habe. "In Neukirchen-Vluyn gibt es diesen Ortsteil jedenfalls nicht”, sagt Böing, der am Wochenende ein gefragter Mann für Interviews in Rundfunk und Fernsehen war. Laschet, der laut WDR noch am Samstag in Interviews diese niederrheinische Kleinstadt nannte, musste sich schließlich korrigieren. Damit war das Chaos perfekt.

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