Interview mit Politikwissenschaftler Langguth: CDU ohne Alternative zu Merkel

Bonn · Der Bonner Politikwissenschaftler und Publizist Gerd Langguth sieht angesichts der jüngsten CDU-Wahlniederlagen "Alarmzeichen" für die Union und deren Vorsitzende, Bundeskanzlerin Angela Merkel.

 Politikwissenschaftler und Publizist Gerd Langguth sieht "Alarmzeichen" für die Union und Angela Merkel.

Politikwissenschaftler und Publizist Gerd Langguth sieht "Alarmzeichen" für die Union und Angela Merkel.

Foto: DPAD

Als Gründe dafür nennt der 66-jährige Langguth das desaströse CDU-Ergebnis bei der NRW-Wahl am 13. Mai, die jetzt wieder aufbrechenden Unsicherheiten um die Euro-Rettung sowie die Schwäche der Union auch im Südwesten und selbst in Bayern.

Selbst dort, so Langguth, stelle die CSU auch keine sichere Bank mehr dar. Es sei zwar schon seit längerem klar, dass Merkel zusammen mit den Liberalen keine demoskopische Mehrheit mehr habe; dies sei jedoch bis zur NRW-Wahl eher dadurch verdeckt worden, dass es zwischen Union und SPD in Umfragen einen riesigen Abstand zu Ungunsten der Sozialdemokratie gegeben habe. Der sei nun sichtbar geschrumpft.

Das Problem der Union bestehe darin, dass die Partei nicht von den nach wie vor positiven Persönlichkeitswerten der Kanzlerin profitiere. Langguth: "Es bleibt dabei, Angela Merkel ist das verbliebene Pfund der CDU bei den anstehenden Wahlen im Januar 2013 in Niedersachsen und acht Monate darauf im Bund."

Es möge zwar so sein, dass Merkel als CDU-Vorsitzende nicht unumstritten sei, aber in der stets machtorientierten bürgerlich-konservativen Union gelte der Grundsatz: "Wenn wir mit Merkel am ehesten Wahlen gewinnen können, werden wir sie bei allem Grummeln auf jeden Fall stützen." Die Umfrage-Werte blieben für Merkel momentan nicht zuletzt deshalb positiv, weil sie in der Bevölkerung als ungemein fleißig wahrgenommen werde.

Trotz der Alarmzeichen sehe er demnach noch keine politische Alternative zur Kanzlerin, "schon gar nicht in der CDU". So lange die SPD nicht entschieden habe, wer ihr Kanzlerkandidat wird, profitiere die Kanzlerin zudem von der mangelnden klaren personellen Konfrontation.

Zu einer von vielen Sozialdemokraten gewünschten Kanzlerkandidatur der NRW-Wahlsiegerin Hannelore Kraft meinte der Bonner Politikwissenschaftler: "Frau Kraft hat einen eher unpolitischen Wohlfühl-Wahlkampf par excellence gemacht, das war fast genialisch."

Sie werde jedoch als Kanzlerkandidatin ebenso spektakulär scheitern wie dies Johannes Rau, dem großen NRW-Wahlsieger von 1985, zwei Jahre später als SPD-Kanzlerkandidat passiert sei. Langguth: "Landespolitik ist eben doch eine andere Liga als Bundespolitik."

(RP/sgo/sap)
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