Wahl am 9. Oktober Das sind die Spitzenkandidaten bei der Landtagswahl in Niedersachsen

Hannover · Am 9. Oktober finden in Niedersachsen Landtagswahlen statt. Das sind die wichtigsten Spitzenkandidaten der Parteien für die Wahlen.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU, l.) und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) vor ihrem TV-Duell.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU, l.) und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) vor ihrem TV-Duell.

Foto: dpa/Ole Spata

Stephan Weil (SPD)

Der 63 Jahre alte SPD-Politiker regiert das Land bereits seit Anfang 2013 - erst mit den Grünen, zuletzt mit der CDU. Im Falle einer Wiederwahl könnte er den Rekord von Ernst Albrecht als Ministerpräsident mit der längsten Amtszeit in Niedersachsen brechen. Weils erklärtes Wahlziel ist eine Rückkehr zu Rot-Grün, aber auch für eine Ampel mit Grünen und FDP ist er offen.

Mehrfach wurde Weil auch als Kandidat für bundespolitische Ämter gehandelt, 2019 etwa stand eine mögliche Kandidatur als SPD-Bundesvorsitzender im Raum. Weil trat jedoch nicht an und begründete das auch mit seiner Verbundenheit zu Hannover. Das mag nur die offizielle Version gewesen sein, doch tatsächlich spielt die Landeshauptstadt eine große Rolle in seinem Leben. Zwar wurde Weil in Hamburg geboren, doch mit sechs Jahren kam er nach Hannover - und nach einem Jurastudium in Göttingen kehrte er als Anwalt und Richter auch dorthin zurück. Als Hannovers Kämmerer und Oberbürgermeister schlug er schließlich seine politische Karriere ein.

Auf viele Beobachter wirkt Weil dennoch bis heute eher wie ein Beamter - die einen beschreiben seinen Stil als ruhig und freundlich, andere als dröge und konfliktscheu. Vertraulichkeit und Konsens sind ihm wichtiger als markige Sprüche. Die politischen Konkurrenten werten das als Schwäche, doch bei vielen Wählern kommt es an: In der Frage, wer Ministerpräsident werden soll, liegt Weil regelmäßig vorn.

Bernd Althusmann (CDU)

Der 55 Jahre alte Wirtschaftsminister versucht, sich als Erneuerer nach fast zehn Jahren Stephan Weil zu präsentieren, ist aber alles andere als ein neues Gesicht. Von 2010 bis 2013 war er Kultusminister, 2017 versuchte er zum ersten Mal, Weil abzulösen. Das misslang, obwohl die CDU in den Umfragen lange vorne lag. Seither ist Althusmann als Wirtschaftsminister Weils Stellvertreter. Menschlich kommen die beiden gut aus, heißt es. Auch im meist technokratischen Auftreten nehmen sich beide nicht viel.

Althusmann wurde in Oldenburg geboren und wuchs in der Nähe von Lüneburg auf, anschließend wurde er Offizier der Bundeswehr und studierte Pädagogik sowie Betriebswirtschaft. Aufregung gab es 2011 um seinen Doktortitel - der damalige Kultusminister räumte „mögliche handwerkliche Fehler“ ein, bestritt aber, bewusst getäuscht zu haben. Zu demselben Schluss kam schließlich die Uni Potsdam, Althusmann durfte den Titel behalten. Zwischen seinen Ministerposten leitete er zweieinhalb Jahre lang in Afrika die Vertretung der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung für Namibia und Angola.

Mit Blick auf mögliche Koalitionen will sich Althusmann alle Optionen offen halten, auch ein erneutes Bündnis mit der SPD. Sollte er allerdings erneut nicht Ministerpräsident werden, dürfte auch sein CDU-Landesvorsitz nach sechs Jahren im Amt infrage gestellt werden.

Julia Willie Hamburg (Grüne)

Die 36-Jährige ist offiziell Teil eines Spitzenduos ihrer Partei, aber sie steht auf Listenplatz 1 und ist öffentlich deutlich präsenter als Co-Kandidat Christian Meyer. Anfang 2013 zog sie als damals jüngste Abgeordnete in den Landtag ein, musste ihr Mandat jedoch aus gesundheitlichen Gründen schon bald mehrere Monate lang ruhen lassen. Auch ihr Studium der Politikwissenschaft brach sie ab. Im Sommer 2014 kehrte sie in den Landtag zurück, 2020 übernahm sie den Fraktionsvorsitz. Hamburg formuliert punktgenau und wird über Parteigrenzen hinweg respektiert - beides könnte ihr in etwaigen Koalitionsverhandlungen zugutekommen.

Stefan Birkner (FDP)

Der 49 Jahre alte Jurist hat viel Erfahrung in der Landespolitik - von 2008 bis 2012 war er Staatssekretär im niedersächsischen Umweltministerium, anschließend übernahm er dort für rund ein Jahr den Ministerposten. Den Landesvorsitz der FDP hat der gebürtige Schweizer bereits seit 2011 inne, seit 2017 ist er auch Fraktionsvorsitzender im Landtag. Für den Koalitionsvertrag der Ampel im Bund hat Birkner den Bereich Umwelt- und Naturschutz federführend mitverhandelt. Auf Landesebene erteilte er einem Bündnis mit SPD und Grünen nach der Wahl 2017 jedoch eine Absage. Birkner ist zudem ein Schwippschwager des grünen Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck.

Stefan Marzischewski-Drewes (AfD)

Der Gifhorner Facharzt für Radiologie und Allgemeinmedizin ist ein landespolitischer Neuling. Bislang ist er Fraktionsvorsitzender der AfD in Gifhorn. In der in den vergangenen Jahren oft zerstrittenen Partei ist er um Sachlichkeit bemüht und versucht, neben scharfer Kritik an der Regierung auch eigene Vorschläge einzubringen. Mit Blick auf die Wahl hat der 57-Jährige das Ziel ausgegeben, das AfD-Ergebnis von 2017 - 6,2 Prozent - verdoppeln zu wollen. Der erst vor wenigen Monaten gewählte AfD-Landeschef Frank Rinck verzichtete wegen seines Bundestagsmandats auf die Spitzenkandidatur.

(mba/dpa)
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