Landtagswahl in Brandenburg Diese Spitzenkandidaten treten für AfD, BSW, Grüne, FDP und Linke an
Berlin · In Brandenburg wird am kommenden Sonntag ein neuer Landtag gewählt. Dietmar Woidke (SPD) und Jan Redmann (CDU) treten als Spitzenkandidaten für ihre Parteien an. Wen AfD, BSW, Grüne, FDP und Linke ins Rennen schicken.
Am 22. September wählen Bürgerinnen und Bürger in Brandenburg nach fünf Jahren wieder einen neuen Landtag. Das sind die Spitzenkandidaten, die dort bei der Landtagswahl für AfD, BSW, Grüne, FDP und Linke antreten.
Hans-Christoph Berndt (AfD)
Seit 2019 sitzt Hans-Christoph Berndt als Abgeordneter der AfD im Brandenburger Landtag, 2020 übernahm er den Fraktionsvorsitz von Andreas Kalbitz. Der 68-Jährige ist ist einer von sechs Abgeordneten, die der Landesverfassungsschutz als rechtsextrem einstuft. Berndt ist aber kein AfD-Mann der ersten Stunde. Erst im Jahr 2018 trat der promovierte Labormediziner in die Partei ein, die nach aktuellen Umfragen gute Chancen hat, stärkste Kraft im neuen Brandenburger Landtag zu werden. Zuvor war er lange Jahre Personalratsvorsitzender in der Berliner Charité, deren Aufsichtsrat sich 2016 aufgrund von „fremdenfeindlichen Äußerungen“ von ihm distanzierte.
2015 gründete der gebürtig aus Bernau bei Berlin stammende Berndt den Verein „Zukunft Heimat“, den der Verfassungsschutz als rechtsextremistisch bewertet. Im Landtagswahlkampf setzt der AfD-Politiker vor allem auf eine restriktive Asyl- und Migrationspolitik. Seit dem Terrorangriff in Solingen fordern Berndt und seine Parteikollegen außerdem ein Betretungsverbot öffentlicher Veranstaltungen für Asylbewerber, das durch Zugangskontrollen durchgesetzt werden soll.
Robert Crumbach (BSW)
Mehr als 40 Jahre war Robert Crumbach Sozialdemokrat, doch dann nahm er zu Jahresbeginn Kontakt zum neu gegründeten Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) auf. Jetzt ist er dessen Landesvorsitzender in Brandenburg und tritt für die Partei als Spitzenkandidat bei der Landtagswahl an. Crumbach ist von Beruf Arbeitsrichter und Mitglied der Gewerkschaft Verdi. Geboren wurde der 61-jährige im niederländischen Heerlen, sein Jurastudium hat in Mainz absolviert. Nach der Wende hat er das Arbeitsgericht in Frankfurt (Oder) mitaufgebaut, heute lebt er in Potsdam und ist für das für das Arbeitsgericht Brandenburg an der Havel tätig.
Sein SPD-Parteibuch hat Crumbach zurückgegeben, weil er sich dort nicht mehr zuhause gefühlt hat, wie er sagt. Seine politischen Positionen hätten sich nicht verändert, die der Partei aber schon, meint Crumbach. Der Bundesregierung wirft er vor, sich zu wenig um diplomatische Lösungen zur Beendigung des russischen Angriffskriegs in der Ukraine zu bemühen und sieht diesbezügliche Absprachen als Grundvoraussetzung für mögliche Koalitionsgespräche nach der Landtagswahl. Eine mögliche Zusammenarbeit mit der AfD nach der Wahl schließt der BSW-Landesvorsitzende aus.
Antje Töpfer und Benjamin Raschke (Grüne)
Für die Grünen treten Antje Töpfer und Benjamin Raschke bei der Landtagswahl in Brandenburg als Spitzenkandidaten-Duo an. Töpfer ist 56 Jahre alt und stammt aus Ludwigsfelde. Seit Dezember 2022 ist sie Staatssekretärin im brandenburgischen Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz. Zuvor war die promovierte Lebensmittelchemikerin im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sowie in der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung in Berlin tätig. Im Kreistag Havelland war sie als Fraktionsvorsitzende der Grünen aktiv, im Wahlkampf für ihre Partei tritt sie für eine gesunde Ernährung ohne Verbote und gegen eine schärfere Flüchtlingspolitik ein.
Benjamin Raschke ist seit 2019 Fraktionschef sowie justiz- und tierschutzpolitischer Sprecher der Grünen im Brandenburger Landtag. Der 41-Jährige stammt aus Lübben im Spreewald und hat Politikwissenschaft, Philosophie und Jura in Konstanz studiert. 2005 trat er dort dem Kreisverband der Grünen bei, beim Bundesverband der Partei war er von 2007 bis 2008 als Klimalobbyist aktiv. Zurück in Brandenburg wurde Raschke 2009 mit Annalena Baerbock zum Landesvorsitzenden des bündnisgrünen Landesverbands gewählt, 2014 gab er dieses Amt mit seinem Einzug in den Landtag ab. Seine politischen Kernthemen sind eine saubere Umwelt, der Tierschutz und der ländlichen Raum. Unter anderem setzt er sich für mehr Insektenschutz und eine Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs ein.
Zyon Braun (FDP)
Die FDP schickt ihren Landesvorsitzenden Zyon Braun bei der Wahl in Brandenburg als Spitzenkandidaten ins Rennen. Allzu große Chancen auf einen Einzug in den Landtag hat der 30-Jährige Bankfachwirt allerdings nicht: Umfragen besagen, dass die FDP deutlich unter der Fünfprozenthürde bleiben dürfte. Braun stammt aus Templin im Landkreis Uckermark und trat 2014 in die FDP ein. Seit 2017 gehört er dem Landesvorstand der Partei in Brandenburg an, im Dezember 2021 wurde er ihr Vorsitzender.
Braun lebt in Potsdam und ist seit April 2023 auch Mitglied im FDP-Bundesvorstand. Der FDP-Landesvorsitzende spricht sich für das Einhalten der Schuldenbremse aus, in der Migrationsfrage plädiert er für qualifizierte Zuwanderung. Er beschreibt sich als „einer, der nicht mit Nazis und Kommunisten kuschelt“ und schließt für Brandenburg eine Zusammenarbeit mit AfD, Linken oder BSW aus.
Sebastian Walter (Linke)
Der 34-jährige Sebastian Walter tritt bereits zum zweiten Mal als Spitzenkandidat für Die Linke bei der Landtagswahl in Brandenburg an. Seit 2019 ist er Vorsitzender der Fraktion und Mitglied im Landesparlament, 2022 wurde er zum Co-Vorsitzenden der Linken in Brandenburg gewählt. Bei der Wahl am 22. September kämpft Walter nun mit seiner Partei um den Wiedereinzug in den Landtag. Doch ob der gelingt, ist fraglich, denn laut Umfragen könnte die Partei an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern.
Walter hat Geschichte auf Lehramt in Potsdam studiert, gebürtig stammt er aus Eberswalde. Nach dem Studium wurde er mit 26 Jahren Gewerkschaftssekretär beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), von 2016 bis 2019 war er als Regionsgeschäftsführer für den DGB Ostbrandenburg tätig. Mitglied der Linken ist Walter seit 2006, von 2012 bis 2016 war er stellvertretender Landesvorsitzender der Partei in Brandenburg, seit 2016 ist er Mitglied im Landesvorstand. Im Wahlkampf setzt er sich für einen höheren Mindestlohn ein und fordert, dass Unternehmen nach Tarif bezahlen. Ebenso wichtig sind ihm eine menschenwürdige Migrationspolitik und eine bessere Integration von Geflüchteten. Dem BSW wirft Walter vor, einen Teil des Wahlprogramms der Linken kopiert zu haben.