Kurz-Porträts Die Spitzenkandidaten der Landtagswahl in Sachsen
Michael Kretschmar ist seit Dezember 2017 für die CDU Ministerpräsident in Sachsen. Der 44-Jährige übernahm das Amt in einer Krise, nachdem sein Vorgänger Stanislaw Tillich (CDU) wegen des Wahldesasters bei der Bundestagswahl zurückgetreten war. Die CDU im Freistaat war zuvor mit knappen Abstand nur zweitstärkste Partei hinter der AfD geworden. Auch Kretschmer selbst verlor damals sein Direktmandat in Görlitz an einen AfD-Kandidaten und flog nach 15 Jahren aus dem Bundestag, wo er zuletzt immerhin Vizechef der Unionsfraktion war. Als Regierungschef prägte der studierte Wirtschaftsingenieur einen neuen Politikstil und sucht intensiv die Bürgernähe.
Martin Dulig kämpft für die SPD gegen den Absturz in die Bedeutungslosigkeit. Seit fünf Jahren regieren die Sozialdemokraten im Freistaat mit der CDU. Dulig, zugleich Wirtschaftsminister und Vizeministerpräsident, hält das nicht von Kritik am Koalitionspartner ab, den er unter anderem für den Rechtsruck in Sachsen mitverantwortlich macht. Der gelernte Maurer und Diplompädagoge zog 2004 in den Landtag ein, wo er viele Jahre Fraktionschef war. Seit 2009 ist der 45-jährige sechsfache Vater Landesvorsitzender.
Jörg Urban will als Spitzenkandidat der AfD mehr als 30 Prozent holen und seine Partei zur stärksten Kraft machen. Aussichten auf eine Regierungsbeteiligung hat der 55-Jährige allerdings nicht, niemand will mit der AfD koalieren. Der 55-jährige Wasserbauingenieur war früher Geschäftsführer des Umweltverbands Grüne Liga Sachsen, bevor er die Seiten wechselte. Seit 2014 sitzt Urban im Landtag, wo er auch Fraktionschef ist. Anfang 2018 übernahm er zudem den Landesvorsitz. Urban zählt wie die AfD-Landeschefs von Brandenburg und Thüringen, Andreas Kalbitz und Björn Höcke, zum rechtsnationalen "Flügel" der AfD.
Rico Gebhardt kann für die Linkspartei wieder auf ein recht starkes Ergebnis hoffen. Ein rot-rot-grünes Bündnis, das der 56-Jährige SPD und Grünen bereits 2014 schmackhaft machen wollte, bleibt vorerst aber weiter eine Illusion. Der gelernte Koch, der zu DDR-Zeiten unter anderem FDJ-Funktionär war und im Handel arbeitete, engagierte sich nach der Wende zunächst in der Kommunalpolitik, bevor er 2004 in den Landtag einzog. Seit 2009 ist der vierfache Vater Landesvorsitzender, seit 2012 auch Fraktionschef im Landtag.
Katja Meier und Wolfram Günther: können als grünes Spitzenduo mit dem bislang besten Wahlergebnis für ihre Partei rechnen. Wahrscheinlich ist die CDU künftig sogar auf die Grünen angewiesen, um mit einer Mehrheit regieren zu können. Die 39-jährige Politikwissenschaftlerin Meier sitzt seit 2015 im Landtag und engagiert sich besonders in der Frauenpolitik. Der 46-jährige Günther ging 1989 bei den Montagsdemonstrationen in Leipzig mit 16 Jahren zum ersten Mal auf die Straße.
Holger Zastrow: will die FDP nach fünf Jahren zurück in den Landtag führen. Der 50-Jährige ist seit 1999 Landeschef und war von 2004 bis 2014 auch Fraktionsvorsitzender im Landtag. Der Chef einer Werbeagentur legte stets Wert darauf, kein reiner Berufspolitiker zu sein. So ging er auch nicht als Minister in das bis 2014 regierende CDU-FDP-Kabinett.
Frauke Petry dürfte den Wiedereinzug in den Landtag verpassen. Nach ihrem Austritt aus der AfD nach der Bundestagswahl im September 2017, dem heftige interne Machtkämpfe vorausgingen, sitzt die 44-Jährige im Bundestag und im sächsischen Landtag bislang nur noch als fraktionslose Abgeordnete. Ihrer Blauen Partei werden bei der Landtagswahl kaum Chancen eingeräumt. Zuletzt machte die promovierte Chemikerin und mittlerweile sechsfache Mutter durch Gerichtsprozesse Schlagzeilen.