"Die oberen Zehntausend bereichern sich und predigen Wasser" Lafontaine attackiert Reformpolitik

Berlin (rpo). Der frühere SPD-Chef Oskar Lafontaine hat den Kurs von Bundeskanzler Gerhard Schröder erneut scharf angegriffen. Lafontaine will am Montag bei der Leipziger Montagsdemonstration auftreten und über Alternativen zur Reformpolitik der Bundesregierung sprechen.

Die Störmanöver des Oskar Lafontaine
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Der Kanzler habe sechs Jahre lang Zeit gehabt, die Arbeitslosigkeit zu senken, sagte Lafontaine am Montag dem Fernsehsender N24. Dies sei nicht gelungen und daher habe sich gezeigt, "dass der Weg falsch war". Die Menschen würden außerdem zu Recht gegen die Reformen protestieren, denn die Gerechtigkeit werde "eklatant verletzt". Lafontaine betonte: "Die oberen Zehntausend bereichern sich weiter, indem sie die Steuer für sich selbst senken und gleichzeitig predigen sie dem Volk Wasser." In Leipzig wolle er "einige Alternativen vorstellen zur jetzigen Reformpolitik". Er forderte eine expansive, auf Wachstum ausgerichtete Politik.

Lafontaine wies auch Vorwürfe zurück, er schade seiner eigenen Partei oder spalte die Nation. Diejenigen, die Politik gegen das Volk machten, schadeten der SPD, sagte er. Auch seien seine Kritiker diejenigen, die das Volk spalteten.

SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Benneter kündigte im ZDF-Morgenmagazin an, dass die SPD die Rede Lafontaines "genau anhören" werde. Zugleich lehnte er Konsequenzen für den früheren Parteichef indirekt erneut ab: "Wir werden ihn nicht zum Märtyrer machen." Lafontaine habe sich zu Zeiten, als er noch mitentscheiden konnte, anders geäußert als derzeit. "Es reicht nicht aus, sich überall nur dagegen zu stellen und einfach nur zu sagen, weg, weg, weg." Lafontaine wies auch diesen Vorwurf zurück. Er selbst sei nach wie vor "mitten drin in der Politik".

Nach Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) will nun auch Benneter mit den Anti-Hartz-Demonstranten ins Gespräch kommen. "Es muss möglich sein, dass ich auch gehört werden kann und nicht nur Trillerpfeifen gehört werden", sagte Benneter im ZDF. Bisher seien Gesprächsangebote nicht wahrgenommen worden. Zugleich verteidigte er erneut die Reform.

(afp)
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