Wahl in Stuttgart Kuhn wird erster grüner Oberbürgermeister

Stuttgart · Der Grünen-Politiker Fritz Kuhn wird neuer Oberbürgermeister von Stuttgart. Laut vorläufigem Endergebnis erreichte Kuhn im zweiten Wahlgang am Sonntag 52,9 Prozent der Stimmen und bekam damit über sieben Prozentpunkte mehr als sein Konkurrent Sebastian Turner, der von CDU, FDP und Freien Wählern unterstützt worden war. Mit Kuhn wird nun erstmals ein Kandidat der Grünen Oberbürgermeister in einer deutschen Landeshauptstadt.

Fritz Kuhn feiert seinen Wahlsieg
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Die Wähler "haben mir zur absoluten Mehrheit verholfen, das Vertrauen geschenkt. Darüber bin ich sehr froh und glücklich", sagte Kuhn nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses am Sonntagabend im SWR. Eine schnelle Gratulation ereilte ihn am Wahlabend vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann (Grüne): "Die Bürgerinnen und Bürger von Stuttgart haben eine gute Wahl getroffen", erklärte dieser.

Schon im ersten Wahlgang am 7. Oktober hatte Kuhn die meisten Stimmen aller Kandidaten erhalten und es auf einen Puffer von zwei Prozentpunkten zwischen sich und Turner geschafft. Im zweiten Wahlgang am Sonntag wuchs der Abstand auf über sieben Prozentpunkte an: Turner bekam noch 45,3 Prozent der Stimmen.

Turner ist "nicht unzufrieden"

Turner sagte am Abend, er sei "nicht unzufrieden". "Im Gegensatz zu den zurückliegenden Oberbürgermeisterwahlen hat es diesmal eine klare Verbindung von SPD und Grünen gegeben", begründete der parteilose Werbe-Manager seine Niederlage. "Auch das hat es mir nicht erleichtert." Die Kandidatin der SPD war im zweiten Wahlgang nicht mehr angetreten. Stattdessen hatten die Sozialdemokraten eine Wahlempfehlung für Kuhn ausgesprochen.

Die Union äußerte sich deutlich enttäuschter als ihr Kandidat über den Wahlausgang. "Das Stimmenergebnis von Sebastian Turner ist für ihn und unsere Parteifreunde in Stuttgart eine bittere Enttäuschung", erklärte der baden-württembergische CDU-Landeschef Thomas Strobl. Vor Ort müsse nun "in aller Ruhe und Gründlichkeit analysiert werden", warum es nicht gelungen sei, mehr Stuttgarter für Turner zu mobilisieren.

Kuhn soll gegenüber der Bahn Härte zeigen

Kuhn erreichten derweil bereits die ersten Forderungen der Gegner des umstrittenen Bahnhofsprojekt "Stuttgart 21". Sie forderten den Wahlsieger dazu auf, gegenüber der Bahn Härte zu zeigen. "Er muss gegenüber der Bahn durchsetzen, dass es keine Zugeständnisse zu Lasten der Bürger, zu Lasten des Haushalts oder gar zu Lasten der Sicherheit gibt", verlangte das "Parkschützer" genannte Bündnis. Im Gegensatz zum bisherigen Oberbürgermeister Wolfgang Schuster (CDU) hatte sich Kuhn bis zuletzt als Kritiker des Tiefbahnhofs bezeichnet.

Die Wahlbeteiligung war in der zweiten Runde höher ausgefallen als bei der ersten. Dem Statistischen Amt zufolge gaben am Sonntag 47,2 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Zwei Wochen zuvor waren es 46,7 Prozent Prozent gewesen. Insgesamt waren 415.000 Stuttgarter aufgerufen, einen neuen Rathauschef zu wählen.

(anch)
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