„Sehr beängstigend“ Ai Weiwei nennt Stimmung in Deutschland „wie in den 1930er Jahren“

Hamburg · Deutschland im Jahr 2018 gefällt dem chinesischen Künstler Ai Weiwei nicht. Es sei eine sehr „beängstigende Stimmung“ zu spüren, die ihn an die Anfänge des Nationalsozialismus erinnern, sagt er.

 Der chinesische Künstler Ai Weiwei hat Angst vor der derzeitigen Situation in Deutschland.

Der chinesische Künstler Ai Weiwei hat Angst vor der derzeitigen Situation in Deutschland.

Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Der chinesische Künstler und Dissident Ai Weiwei hat eine „sehr beängstigende“ Stimmung in Deutschland und Teilen Europas ausgemacht. Hierzulande und vielerorts in Europa herrsche eine Stimmung „wie in den 1930ern“, sagte der Regierungskritiker in einem am Montag veröffentlichten Interview der britischen Zeitung „Guardian“.

Anlässlich des 70. Jahrestages der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte am Montag sagte Ai Weiwei, immer mehr Menschen würden vermeiden, das Wort „Menschenrechte“ gegenüber China in den Mund zu nehmen. „Sie nutzen stattdessen Worte wie "Gemeinsame Werte", sodass sie bei der chinesischen Führung, mit der sie Geschäfte machen wollen, keinen Anstoß erregen“, sagte der 61-Jährige.

Der in Deutschland im Exil lebende Künstler berichtete der Zeitung von seinen Erfahrungen mit Berlinern, die ihm sagten, er als Flüchtling solle ihnen dankbar sein, dass sie sein Leben finanzierten. „Das ist die aktuelle Stimmung in Deutschland - die Poster, die ich auf den Straßen sehe, sagen: Wir können unsere eigenen Babys machen, wir brauchen keine Ausländer.“ Ähnlich sei die Stimmung in vielen Teilen Europas und auch in Großbritannien.

Die deutsche Regierung unter Kanzlerin Angela Merkel habe ihn sehr unterstützt, fügte er an. Der Künstler lebt seit 2015 in Deutschland, davor hatte er mehrere Jahre lang unter Hausarrest in China gestanden.

(mja/dpa)
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