Krebserregende Stoffe vermeiden Künast will herkömmliche Zigaretten verbieten

Hamburg (rpo). Im Kampf gegen die Folgen des Rauchens macht Verbraucherministerin Renate Künast Ernst: Die Grünen-Politikerin kündigt an, krebs- und suchterregende Zusatzstoffe in Zigaretten verbieten zu wollen. Dafür müssten die Zigarettenhersteller für Deutschland spezielle Versionen ihrer Produkte anbieten - die herkömmlichen Zigaretten enthalten oftmals solche Stoffe und wären damit verboten.

Am kommenden Mittwoch will die Ministerin eine Liste sämtlicher Zusatzstoffe im Internet veröffentlichen. Nach einer wissenschaftlichen Untersuchung sollen dann die gefährlichsten Stoffe möglichst EU-weit verboten werden.

"Sobald wir bei einem Stoff feststellen, dass er etwa krebserregend ist, wird dieser verboten", sagte Künast. Die Ministerin hatte den Herstellern eine Frist bis 13. Mai gesetzt, die Zusammensetzung ihrer Produkte offen zu legen, schreibt die Zeitung. Zu den Stoffen gehören dem Bericht zufolge Ammoniak, Menthol, Rum, Lakritze, Kakao, Zucker, Weinsäure und Honig - Stoffe, die zwar für Lebensmittel zugelassen sind, bei der Verbrennung mit Tabak aber giftige Stoffe freisetzen oder die Sucht nach Zigaretten verstärken.

"Wissenschaftler vermuten, dass mit Zusätzen wie Menthol und Ammoniak die Sucht verstärkt wird - etwa, indem der Hustenreiz beim Inhalieren gelindert oder die Nikotinaufnahme erhöht wird", sagte Künast. In den kommenden Wochen will die Ministerin festlegen, welche Stoffe zuerst untersucht werden sollen. Die Verbote will Künast über die deutsche Tabakprodukt-Verordnung regeln und in der EU zudem auf eine europaweite Regelung dringen.

Ministerin sieht besondere Gefahr für Jugendliche

Von einigen Zusätzen geht der Ministerin zufolge eine besondere Gefahr für Jugendliche aus: "Bei Kakao, Honig und Aromen besteht der Verdacht, dass sie Jugendlichen das Rauchen erst schmackhaft machen, weil die Zigaretten süßlicher schmecken". Das sei wie bei Alcopops: "Jugendlichen würde harter Stoff niemals schmecken - sie finden das Zeug nur genießbar, weil es pappsüß ist", sagte Künast.

Bereits im März hatte das Deutsche Krebsforschungszentrum der Tabakindustrie vorgeworfen, den Zigaretten seit 50 Jahren hunderte von chemischen Stoffen zuzusetzen, um Raucher süchtig zu machen. Die Zusatzstoffe haben laut dem Krebsforschungszentrum nur das Ziel, die Abhängigkeit der Raucher möglichst schnell mit nur wenigen Zigaretten zu erreichen und die Sucht dauerhaft aufrecht zu erhalten. Das gehe aus ehemals vertraulichen und heute im Internet verfügbaren Dokumenten der Industrie hervor. Niemals zuvor habe eine Kindergeneration derart gefährliche Produkte konsumiert.

Der Experte Heinz Walter Thielmann vom Krebsforschungszentrum sagte der Zeitung, zahlreiche Zusatzstoffe von Zigaretten würden bei der Verbrennung in krebserregende Substanzen umgewandelt und müssten sofort verboten werden. Täglich sterben in Deutschland den Angaben zufolge rund 400 Menschen an den Folgen des Rauchens.

Die 1.147 Seiten umfassende Liste der Zusatzstoffe soll der Zeitung zufolge ab Mittwoch im Internet unter verbraucherministerium.de zu lesen sein. Vom Verband der Cigarettenindustrie war dem Bericht zufolge keine Stellungnahme zu erhalten. Bislang habe die Branche stets darauf verwiesen, dass alle Inhaltsstoffe legal seien, schreibt die Zeitung.

(ap)
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