Umsetzung der Bund-Länder-Beschlüsse Kritik an unterschiedlichen Schulöffnungen der Länder

Berlin · Die meisten Länder planen Schulöffnungen für den 22. Februar, Sachsen will bereits an diesem Montag ersten Präsenzunterricht ermöglichen. Bildungsexperten fordern ein einheitlicheres Vorgehen.

 Ein leeres Klassenzimmer an einer Grundschule (Archiv).

Ein leeres Klassenzimmer an einer Grundschule (Archiv).

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Bundesländer planen mit unterschiedlichen Stichtagen für die Rückkehr einiger Klassenstufen zum eingeschränkten Präsenzbetrieb. Zwar nehmen die meisten Landesregierungen für ihre Schulen den 22. Februar in den Blick, darunter auch NRW, Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Sachsen will aber beispielsweise schon ab diesem Montag einen eingeschränkten Regelbetrieb ermöglichen, je nach Infektionsgeschehen. Hamburg wiederum will seine Grundschulen nicht vor März öffnen.

Bei Bildungsexperten stößt das auf Kritik. Die Vorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, Marlis Tepe, nahm die Kultusminister in die Verantwortung. „Die Situation ist für Schüler, Lehrkräfte und Eltern ohnehin extrem schwierig“, sagte sie. „Wenn nun einzelne Länder ausscheren und ihre Schulen bereits ab diesem Montag in Teilen öffnen, sorgt das für viel Frustration in der Bevölkerung.“ Tepe weiter: „Ein solches Vorgehen ist schädlich. Ich fordere eine einheitliche Linie der Länder und dann regionales Vorgehen nach den gleichen Kriterien, um die Akzeptanz aller Betroffenen wiederherzustellen“, sagte die GEW-Chefin. Auch der Lehrerverband äußerte sich kritisch. „Wir würden uns nach wie vor einen bundesweiten Hygienestufenplan wünschen, der wie in Bayern an Inzidenzen gekoppelt wird“, sagte Verbandschef Heinz-Peter Meidinger. Er forderte zudem erneut eine frühere Impfung von Lehrkräften, die die Bundesregierung nun prüfen will. Zudem müsse es eine flächendeckende Ausstattung von Schulen mit Raumluftfilteranlagen und Schnellselbsttests für Schüler und Lehrkräfte geben, so Meidinger.

Unterdessen hat die Vorsitzende der SPD-Nachwuchsorganisation Jusos, Jessica Rosenthal, wegen des Unterrichtsausfalls in der Corona-Pandemie die Länder dazu aufgefordert, auf das Zentralabitur zu verzichten und stattdessen den Schulen die Prüfungsaufgaben zu überlassen. „Das Zentralabitur muss für ein bis zwei Jahre ausgesetzt werden“, sagte Rosenthal der „Augsburger Allgemeinen“. Die Schulen hätten wegen der unterschiedlichen Situation vor Ort auch unterschiedlich viel Lernstoff geschafft. Man könne nicht den Ausnahmezustand der Pandemie beklagen „und gleichzeitig sagen, die Schüler sollen gefälligst das gleiche Abitur wie in den Jahren zuvor schreiben“, so Rosenthal. Das sei ungerecht. Sie traue den Lehrkräften zu, weiterhin eine gewisse Vergleichbarkeit der Prüfungen zu erhalten. „Bei mündlichen Prüfungen schaffen wir das ja auch.“

GEW-Chefin Tepe wies den Vorstoß zurück. „Die Idee, Lehrkräfte jetzt dazu zu verpflichten, Abituraufgaben wieder vor Ort zu erstellen, kommt zur Unzeit“, sagte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe der „Rheinischen Post“ (Online Sonntag/Print Montag). „Viele Lehrkräfte haben das noch nie gemacht, die Zusatzbelastung wäre enorm“, warnte Tepe. Sie forderte aber die Kultusministerkonferenz (KMK) auf, zu prüfen, „ob die wählbaren Aufgaben in diesem Jahr der Situation angepasst werden können.“ Auch müsse die KMK zusichern, dass das Abitur trotz unterschiedlicher Bedingungen gegenseitig anerkannt werde.

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