Ministerin erwartet ein Kind Kristina Schröders politische Chance

Berlin (RPO). Es wurde gelacht, geherzt und gratuliert - die Schwangerschaft von Kristina Schröder begeistert das politische Berlin. Schließlich ist es die erste deutsche Ministerin, die ein Kind erwartet.

Kristina Schröder ist schwanger
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Der Familienministerin bietet sich dadurch eine Chance. Sie kann nicht nur das Frauenbild in der Politik ändern, sondern auch das öffentliche Bild über ihre eigene, bislang oft kritisch beäugte Politik.

Was hat sie für Kritik einstecken müssen in ihrer bisherigen Amtszeit. Zu jung, zu unerfahren und ohne wirkliches Profil. Kristina Schröder trat in große Fußstapfen, als sie in das Familienministerium einzog. Ihre CDU-Kollegin und Vorgängerin Ursula von der Leyen hatte das Amt geprägt wie keine andere - eine siebenfache Mutter, die das Elterngeld zu ihrem Thema machte. Und auch jetzt noch, als Arbeitsministerin, widmet sich von der Leyen gern den Belangen der Kleinen.

Sich dagegen durchzusetzen, war für Schröder alles andere als leicht. Zumal sie auch noch in das ein oder andere Fettnäpfchen tapste, was ihr gehörige Kritik einbrachte. So etwa, als sie mit Frauenrechtlerin Alice Schwarzer um die Bedeutung des Feminismus stritt. Oder als sie die Kürzungen beim Elterngeld plötzlich verteidigte.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf

Doch nun kann sie den Bürgern das vorleben, was sie selbst gern in ihrer Politik vorbetet: Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. "Wir werden vor der gleichen Herausforderung stehen, wie andere Paare in Deutschland, bei denen beide beruflich stark gefordert sind", erklärte Schröder in der "Bild"-Zeitung. Ihr Amt will sie weitestgehend ohne Unterbrechung ausüben, und auch während des Mutterschutzes ihre Aufgaben nicht ruhen lassen.

Sie wird dabei mit Argusaugen beobachtet werden - von der Opposition, von den Politikern aus den eigenen Reihen, aber auch von den Müttern im Land. Und alle werden sich fragen, ob sie mit der Doppelbelastung klar kommt. Und das muss sie, will sie weiter in ihrer Rolle als Verfechterin von Beruf und Familie ernst genommen werden. Ob sie und ihr Mann allerdings in Elternzeit gehen, wurde bislang nicht bekannt.

Für wahr hat es die CDU-Politikerin dabei wesentlich leichter als die normale deutsche Mutter. Sie und ihr Mann haben Spitzenpositionen inne (er ist Parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium) und verfügen über die nötigen Kontakte, aber auch finanziellen Mittel, um das Berufliche mit dem Privaten zu verbinden.

Erst die zweite Mutter im Kabinett

Eines aber hat Schröder schon jetzt vorgemacht: Es ist auch als Spitzenpolitikerin, sprich Ministerin, möglich, ein Kind zu bekommen. Das hat sie ihren Kabinettskollegen voraus. Neben Ursula von der Leyen ist sie dann auch die einzige Frau im Kabinett von Kanzlerin Angela Merkel, die überhaupt Mutter ist. Und sie kann auch ein Zeichen für Frauen in Führungspositionen setzen, von denen es hierzulande noch zu wenige gibt.

Offiziell stärken ihr alle den Rücken im Kabinett. Auch das gab es nicht immer. So hatte sich etwa die CDU-Politikerin Katherina Reiche, als sie 2002 ins Kompetenzteam von Edmund Stoiber im Kampf um das Kanzleramt kam, von einigen anhören müssen, dass sie als junge Mutter und Schwangere den Strapazen des Wahlkampfes nicht gewachsen sein könnte. Andere Politikerinnen wiederum kamen erst in Spitzenpositionen, als ihre Kinder schon längst aus dem Gröbsten raus waren - oder sie hatten eben gar keine.

Für den Soziologen Frithjof Hagen jedenfalls ist die ganze Aufregung kein gutes Zeichen, wie er gegenüber der Nachrichtenagentur AFP sagte. Die Aufregung um Schröder, aber auch um die frisch gebackene Mutter und SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles, belege für ihn, wie weit der Weg zur tatsächlichen Gleichberechtigung in Deutschland noch ist.

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