Treffen gekrönt von neuem Umfragehoch Kreuth endet ganz nach CSU-Geschmack

Kreuth · Blauer Himmel, schneeweiße Berge, absolute Mehrheit - am Ende der Klausur in Wildbad Kreuth war es für die CSU so, wie sie es über Jahrzehnte bei ihren Treffen in den Bergen oberhalb des Tegernsees gewohnt war. Erleichtert nahmen die Abgeordneten der Landesgruppe die 47 Prozent aus der Umfrage des Bayerischen Rundfunks zur Kenntnis, die ein bequemes Alleinregieren in München verheißt.

 Parteichef Horst Seehofer ist mit dem Klausurtreffen der CSU in Wldbad Kreuth hochzufrieden.

Parteichef Horst Seehofer ist mit dem Klausurtreffen der CSU in Wldbad Kreuth hochzufrieden.

Foto: dapd, Joerg Koch

Doch neun Monate vor der Landtagswahl ist dies nur eine Momentaufnahme - das Oppositionsbündnis um SPD-Spitzenkandidat Christian Ude hofft auf einen "Drei-Prozent-Swing", der zum Regierungswechsel reichen würde.

Die von Infratest-dimap erstellte BR-Umfrage gilt im Freistaat als die "Mutter aller Umfragen": Sonstige Befragungen werden oft von Interessengruppen finanziert. Die jüngsten Umfragen, die die CSU Ende vergangenen Jahres sogar bei 49 Prozent wähnten, wurden aus der Kasse der CSU und ihr nahestehenden Verbänden bezahlt.

Nun hat die Umfrage drei Kernaussagen: Die CSU befindet sich im Aufwind, sie liegt mit ihren 47 Prozent drei Punkte besser als vor einem Jahr. Die FDP zeigt in Bayern dieselben Auflösungserscheinungen wie im Bund - sie stagniert bei drei Prozent. Und schließlich: Die SPD in Bayern kommt auch mit dem überaus populären Münchner Oberbürgermeister Christian Ude nicht in Schwung.

Ude-Effekt offenbar verpufft

Nur 19 Prozent ergab die Umfrage für die Sozialdemokraten, damit liegen sie im Bereich der enttäuschenden 18,6 Prozent von der Landtagswahl 2008. Der Ude-Effekt, der sich nach der Nominierung des Münchner OBs in den Umfragen zunächst gezeigt hatte, ist nicht mehr zu spüren.

Aber ist das ein Grund für die CSU zum Jubel? Für CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt auf jeden Fall. Er verwies darauf, dass zum achten Mal in Folge die Christsozialen alleine stärker sind als das von Ude geplante Bündnis mit Grünen und Freien Wählern. "Das ist ein exzellenter Start in dieses Jahr", sagte Dobrindt. Deutlich zurückhaltender dagegen Parteichef Seehofer. "Es ist eine Momentaufnahme", sagte Seehofer. Es habe sich nur der Aufschwung seit dem Frühjahr bestätigt.

Seehofer weiß selbst, wie schwer berechenbar inzwischen auch die einst so treuen Wähler in Bayern geworden sind. So verdatterte Allensbach-Chefin Renate Köcher die Christsozialen am Montag mit der Aussage, dass die CSU bei einer Bundestagswahl nur 41 Prozent bekommen würde. Eine Prognose, die die Christsozialen entrüstet als demoskopische Fehleinschätzung bewerteten.

Noch viel Zeit

Doch den stärksten Grund zur Zurückhaltung liefern die Erfahrungen aus dem Wahljahr 2008. Vor genau fünf Jahren in Kreuth hatte Seehofer, damals noch stellvertretender Parteichef, für das damalige Führungs-Tandem Erwin Huber (CSU-Chef) und Günther Beckstein (Ministerpräsident) ein Wahlziel von 60 Prozent ausgegeben. Die damalige BR-Umfrage zu Jahresbeginn sah die Christsozialen immerhin bei 52 Prozent. Doch im Wahlkampf 2008 verhedderte sich die CSU immer stärker, verlor immer mehr Wählervertrauen und landete am Ende bei 43,4 Prozent.

So zeigte sich die bayerische Opposition auch am Freitag trotz der guten CSU-Werte weiter optimistisch, was den Ausgang der Landtagswahl im September anging. SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher sagte, "wir sind ganz dicht dran als Opposition. Wir sind der Regierung auf den Fersen." Tatsächlich liegt die SPD zusammen mit Freien Wählern und Grünen nämlich bei 42 Prozent und damit nur fünf Prozent hinter der CSU.

Schon fingen SPD und Grüne an zu rechnen: Wenn die CSU drei Punkte abgibt, wir drei Punkte zulegen, reicht es für einen Ministerpräsidenten Ude. Grünen-Spitzenkandidatin Margarete Bause erklärte, "den Drei-Prozent-Swing schaffen wir."

(AFP/felt/das)
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