Gerald Gaß in Düsseldorf „Die Lage in deutschen Krankenhäusern ist dramatisch in vielen Regionen“

Düsseldorf · Die Krankenhausgesellschaft hat der Politik bei der Pandemie-Bekämpfung folgenschwere Versäumnisse vorgeworfen und eindringlich vor einer Überlastung der Kliniken gewarnt. Die Lage sei vielerorts „dramatisch“.

 Im Intensiv- und Überwachungsbereich im Klinikum Südstadt wird eine Patientin medizinisch versorgt (Symbolbild).

Im Intensiv- und Überwachungsbereich im Klinikum Südstadt wird eine Patientin medizinisch versorgt (Symbolbild).

Foto: dpa/Danny Gohlke

„Die Lage in deutschen Krankenhäusern ist dramatisch in vielen Regionen“, sagte der Vorstandschef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, am Montag in Düsseldorf. Schwerkranke Patienten müssten bereits regional und überregional verlegt werden. Auf den Intensivstationen würden aktuell 3100 Covid-19-Patienten versorgt und ein Spitzenwert von 4000 Patienten werde nicht zu verhindern sein. Man sei in großer Sorge, „dass es noch darüber hinausgeht“.

In den vergangenen 20 Monaten der Pandemie habe es die Politik nicht geschafft, die Bevölkerung „noch stärker mitzunehmen“, monierte Gaß zum Start des Deutschen Krankenhaustags im Rahmen der Medizinmesse „medica“. Er nannte es einen schweren Fehler, dass es noch immer keinen kontinuierlich tagenden Krisenstab mit Wissenschaftlern und Medizinern gebe. Eine neue Bundesregierung müsse das dringend nachholen, mahnte er mit Blick auf die aktuellen Koalitionsgespräche von SPD, Grünen und FDP für eine Ampel-Regierung.

Das Krankenhauspersonal habe in den vergangenen 20 Monaten Enormes geleistet. „Wir müssen aber feststellen, dass der Frust auch in den Kliniken groß ist.“ Man habe bereits Personal verloren. „Unsere Kapazitäten sind endlich“, stellte der DKG-Vorsitzende fest. Dass nun bei den anstehenden Auffrischungsimpfungen mancherorts die Kliniken „die Kohlen aus dem Feuer holen“ sollten, nachdem zuvor die Impfzentren in weiten Teilen geschlossen worden seien, gehe nicht. Es brauche zudem eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen. „Das Thema Impfen ist keine Privatangelegenheit“, betonte er. Es handle sich auch um einen „Akt der Solidarität.“

(bsch/dpa)
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