Es wird wieder an der Uhr gedreht Die Zeitumstellung ist einfach Kokolores
Meinung | Berlin · Mal wieder grüßt die Zeitumstellung. Die Uhr muss diesen Sonntag um eine Stunde zurückgedreht werden. Dabei ist schon lange belegt, dass die Maßnahme ihre Ziele verfehlt. Weil sich die Verantwortlichen aber vor einer wichtigen Frage drücken, bleibt leider alles so, wie es ist.
Es wird wieder an der Uhr gedreht. Die meisten werden wohl nachschauen müssen, ob vor oder zurück. Die Antwort lautet: zurück. Man gewinnt eine Stunde Schlaf, das minimiert den Ärger etwas. Aber an der Sache ändert das nichts - die Zeitumstellung ist Kokolores und hat ihren Zweck nicht erfüllt.
Die Einführung im Jahr 1980 ist zwar gut gemeint gewesen, aber in den letzten Jahrzehnten hat sich die Erkenntnislage klar verändert. Inzwischen steht fest: Energie wird dadurch nicht eingespart, Ziel verfehlt. Zwar schalten die Bürger durch die Umstellung im Sommer abends weniger häufig das Licht an - dafür erhöht sich dann aber zur Winterzeit der Verbrauch in jegliche Hinsicht. In Zeiten der Energiekrise kann das keiner wollen. Schon vor Jahren hat die EU-Kommission dann auch eingeräumt, dass der Effekt verpufft. Ein Ergebnis, zu dem ebenso ein Gutachten des Bundestages gekommen ist.
Darüber hinaus bereitet die Zeitumstellung den Menschen viel größere Probleme als angenommen. Der Biorhythmus passt sich erst einige Tage danach an, Kinder können besonders betroffen sein. Dauer-Müdigkeit und Konzentrationsprobleme sind oft die Folge. Wem das alles noch nicht reicht, dem sei auch gesagt: Der organisatorische Aufwand der Umstellung ist auch für die Wirtschaft immens, nicht nur, weil an den Zeigern von Millionen Uhren gedreht werden wird. Und das stimmt ebenfalls - die Uhrumstellung wirbelt die Welt vieler Tiere durcheinander. Wofür das alles?
Mehrere parlamentarische Initiativen im Bundestag und im Europaparlament hat es zur Abschaffung inzwischen gegeben, auch die EU-Kommission hat einen Vorschlag vorgelegt. Bislang erfolglos. Dafür gibt es einen besonderen Grund: Welche Zeit soll es dann künftig sein? Sommer- oder Winterzeit? Vor dieser durchaus heiklen Debatte scheuen sich alle. Deswegen dürfte leider alles so bleiben, wie es ist.