Fünf Milliarden für die Schulen Länder hätten beim Digitalpakt mehr herausholen können

Meinung | Berlin · Die Länder haben durch ihren Widerstand verhindert, dass der Bund mehr ins Bildungs- und Erziehungspersonal der Länder und Kommunen investieren darf. Das hat den Digitalpakt schlechter gemacht als er sein könnte. Ein Kommentar.

 Schüler arbeiten an Computern (Symbolfoto).

Schüler arbeiten an Computern (Symbolfoto).

Foto: dpa/Friso Gentsch

Der politische Durchbruch beim Digitalpakt an deutschen Schulen ist eine gute Nachricht und war dringend erwünscht. Aber jetzt geht es darum, die Digitalisierung der Schulen auch rasch in die Tat umzusetzen. Deutschland hinkt hinter anderen vergleichbaren Nationen bei der Ausstattung der Schulen mit W-Lan, iPads oder Notebooks weit hinterher. Das Geld des Bundes, insgesamt fünf Milliarden Euro in fünf Jahren, sollte helfen, hier Abhilfe zu schaffen. Wenn nach dem Bundestag Mitte März auch der Bundesrat mit Zweidrittelmehrheit der entsprechenden Grundgesetzänderung zugestimmt hat – und daran besteht nach dem 16:0-Votum der Bundesländer im Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat am Mittwochabend kein Zweifel – dann sollte das Geld bereits im nächsten Schuljahr 2019/2020 fließen.

Allerdings liegt der Teufel wie meist im Detail. Denn neben der fehlenden digitalen Hardware gibt es ein massives Personalproblem an den Schulen: Viele Lehrer, vor allem die älteren, sind nicht dafür ausgebildet und daher oft auch nicht in der Lage, modernste Computertechnik und Software so im Unterricht einzusetzen, wie es eigentlich erforderlich wäre, um Kinder fit für die digitale Zukunft zu machen. Viele Schüler sind da wohl fähiger als ihre Lehrer. Zu befürchten ist, dass von den Schulen gekaufte modernste Geräte und die Möglichkeiten des Internets in der Praxis zu wenig genutzt oder ausgereizt werden können.

Um hier gegenzusteuern, sieht der politische Kompromiss zum Digitalpakt immerhin vor, dass das Geld des Bundes auch für die Weiterbildung der Lehrer und für Systemadministratoren an den Schulen eingesetzt werden darf. Das ist ein Verdienst von FDP und Grünen, die sich vehement dafür eingesetzt hatten, der Bund möge künftig auch ins Personal der Länder und Kommunen investieren dürfen. Vor allem die Südländer hatten das verhindern wollen, weil sie darin einen unzulässigen Eingriff des Bundes in die Bildungshoheit der Länder sahen.

Wegen des Widerstands ist der Digitalpakt schlechter geworden als er hätte sein können. Denn eigentlich müsste der Bund viel mehr als jetzt durch die Verfassungsänderung möglich auch in das Bildungs- und Erziehungspersonal investieren dürfen. Das gilt nicht nur für die Schulen, sondern auch für Jugend-Clubs, Kindergärten und Vorschulen. Eine bessere frühkindliche Bildung durch mehr gut ausgebildetes, kundiges Personal ist in diesen Zeiten das A und O - nicht nur wegen der rasanten Digitalisierung des Lebens, sondern wegen des hohen Integrationsdrucks bei einem steigenden Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund und Sprachdefiziten.

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