Sommerferien in Corona-Zeiten Urlaubsplanung aus der Hölle

Reisen wird schon wieder schwieriger – neue Restriktionen überall. Das haben wir uns selbst zuzuschreiben: Viele Zeitgenossen haben ihre Freiheit im Sommer schlecht genutzt. Vielleicht hatte Jean-Paul Sartre ja doch recht.

 Eine Frau am Strand von Can Pastilla auf Mallorca.

Eine Frau am Strand von Can Pastilla auf Mallorca.

Foto: dpa/Clara Margais

Das Ferienjahr 2020, genauer gesagt: die Sommerferiensaison, ist ebenso merkwürdig wie der Rest dieser Corona-Zeit. Glück­lich darf sich schätzen, wer seinen Urlaub in der Zeit zwischen Mitte Juni und Anfang August genommen hatte – das war die Zeit, in der sich verhältnismäßig am freiesten reisen ließ. Inzwischen folgt wieder eine Restriktion auf die nächste, von Maskenpflicht in Tschechien bis Ausgangssperre in Belgien. Kein Wunder, die Zahlen steigen ja wieder überall.

Das Zeitfenster für halbwegs unbeschwerten Urlaub schließt sich also schon wieder. Wobei: „Zeitfenster“ – das klingt so unbeeinflussbar, wie die Himmelsmechanismen, nach denen die Nasa ihre Raketenstarts berechnet. Dass man viele der attraktivsten Orte der Welt nur noch online betrachten kann, wie durch ein Fenster eben, hat zwar wie ein Raketenstart auch mit Naturgesetzen zu tun (allerdings medizinischen statt astronomischen), vor allem aber leider mit menschlichem Verhalten. Mag man die Tatsache, dass dieses Jahr alles anders ist, generell noch unter Tragik verbuchen – im wahrsten Sinne: ein Verhängnis, das über uns gekommen ist –, so gilt das für die Einschränkungen des Spätsommers nicht mehr: Wer jetzt seine Mallorca-Reise oder den Kurztrip nach Antwerpen nicht mehr antreten kann, der darf sich (auch) bei denen bedanken, die vor ein paar Wochen glaubten, alle Vorsichtsmaßnahmen in den Wind schlagen zu können. Unser Urlaubs-Zeitfenster haben wir uns selbst geschlossen. Das Dilemma der Freiheit.

„Die Hölle, das sind die anderen“, lässt der französische Philosoph Jean-Paul Sartre den Protagonisten eines seiner Dramen sagen. So weit muss man nicht gehen (obwohl viele Individualtouristen Sartre schon ganz ohne Corona zugestimmt haben dürften) – aber 2020 gilt doch: Das Zeitfenster, das sind die anderen. Man könnte in dieser Pandemie-Saison glatt zum Aushilfs-Existenzialisten werden.

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