Kolumne: Total Digital Man lebt nur zweimal

E-Mail, WhatsApp oder Urlaubsbilder - unser Leben verlagert sich immer mehr ins Digitale. Nach unserem Tod leben unsere Daten im Netz weiter.

Haben Sie sich schon mal Gedanken gemacht, was mit Ihrem digitalen Erbe geschieht - also Ihrem Mail-Postfach, Ihren WhatsApp-Unterhaltungen, Ihrem Facebook-Profil? Anders als greifbare Gegenstände oder Bank-Konten gehen digitale Schätze nicht automatisch in den Besitz der Hinterbliebenen über. Ihr Lebenspartner oder Ihre Kinder würden sich die Zähne daran ausbeißen, an die Daten heranzukommen. Facebook, Google und Co. dürfen Ihnen die Passwörter nicht aushändigen. Denn Daten fallen unter das Post- und Telekommunikationsgeheimnis. Übertragen auf die physische Welt bedeutet das: Nur Briefe und Dokumente des Verstorbenen, die bei ihm zu Hause aufbewahrt sind, gehen in Ihren Besitz über. Sie haben aber keinen Anspruch auf die Korrespondenz, die woanders gelagert ist. Will heißen: Als Erbe dürften sie die Kontos sperren lassen. Ohne Passwort, den virtuellen Schlüssel, kommen Sie aber nicht mehr an die Inhalte. Und derlei Schlüssel gibt es viele: Die Zugangsnummer Ihres Online-Banking-Kontos etwa. Das Passwort zu Ihrem E-Mail-Postfach. Digitale Bezahldienste wie PayPal. Ihre Konten bei Amazon, Ebay, iTunes oder anderen Shopping-Portalen. Skype, WhatsApp, soziale Netzwerke. Tragisch wäre sicherlich der Verlust größerer Foto-Sammlungen, die in der digitalen Wolke liegen.

Inzwischen gibt es Firmen, die sich darauf spezialisiert haben, derlei Dinge zu organisieren. Daneben bieten weniger vertrauenswürdige Geschäftemacher an, Telefone oder Konten von Verstorbenen zu hacken. Um Ihren Liebsten Zeit und Schmerzen zu ersparen, empfehlen Verbraucherzentralen, bei Zeiten eine Passwort-Liste anzufertigen - auf Papier - - und eine Person zu bestimmen, die sich um den digitalen Nachlass kümmert.

Richard Gutjahr ist Moderator für das Bayerische Fernsehen und Blogger. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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