Kolumne „Total Digital“ Internet all inclusive

Düsseldorf · Unlimitierter Internetzugang im Urlaub ist Segen und Fluch zugleich.

 Eine Frau hält ein Mobiltelefon am Strand an der Ostsee.

Eine Frau hält ein Mobiltelefon am Strand an der Ostsee.

Foto: dpa/Daniel Naupold

Erinnern Sie sich noch an die Zeit, als wir im Hotel für das Internet extra zur Kasse gebeten wurden? 20 Euro für ein bisschen W-Lan, was für eine Abzocke! Oft ließ ich beim Einchecken meine Wut an einem übernächtigten Hotel-Angestellten aus. Was man uns für die Benutzung des Stroms, der Heizung und der Klospülung beabsichtige aufzuschlagen, wollte ich wissen. Meine Frau verdrehte dann stets die Augen und tat so, als ob sie nicht zu mir gehörte.

Auf dem Zimmer war sie dann aber wieder versöhnt. „Wunderschön!“, frohlockte sie mit einem Blick auf das Meer. „Nicht schlecht“, stimmte ich zu – das Smartphone in der Hand: „500 Megabit Übertragungsgeschwindigkeit pro Sekunde bei vollem Ausschlag!“ Wie weltfremd war damals oft die Begrenzung auf nur ein Gerät pro Zimmer. Wer als Geschäftsreisender unterwegs war, hatte mit Laptop, Smartphone und mit iPad allein schon drei Zugänge belegt. Im Urlaub brachten es meine Familie und ich schon mal auf stolze 13 Geräte! Jetzt wissen Sie, weshalb Thomas Cook seinerzeit wirklich pleite ging.

Heute gibt es keine Geräte-Begrenzung mehr in Hotels, und auch die Kosten sind im Preis schon enthalten. Unlimitiert, wie die Klospülung. Sogar der Passwort-Terror hat sich gebessert. Weil Hotels und Gaststätten heute nicht mehr haften, wenn ein Gast verbotene Seiten ansteuert, verzichten die meisten Häuser sogar auf individualisierte Passwörter.

Manchmal sehne ich mir die analogen Zeiten herbei. Meine Kinder gehen inzwischen zur Schule. So glaube ich zumindest, denn sie schauen nur noch auf ihr Smartphone. Ihr Leben besteht aus Youtube, Instagram und Tiktok. Für den nächsten Familienurlaub suche ich nach einem Hotel, das keinen Internet-Empfang anbietet. Zur Not auch gegen Aufpreis. Ich würde weiß Gott was dafür zahlen.

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