Kolumne „Total Digital“ Ein genialer, teuflischer Plan

Silicon Valley · Der Datenschutzskandal um Cambridge Analytica soll Facebook Milliarden kosten.

 Mark Zuckerbergs Silhouette vor dem leuchtenden Facebook-Logo (Symbolbild)

Mark Zuckerbergs Silhouette vor dem leuchtenden Facebook-Logo (Symbolbild)

Foto: dpa/Marcio Jose Sanchez

Da scheint Facebook noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen zu sein. Fünf Milliarden Dollar soll der Konzern für die Weitergabe der Daten von 87 Millionen Nutzern zahlen. Soviel verdient der blaue Riese in einem Monat. Tatsächlich hatte der Konzern das Geld bereits zur Seite gelegt. Die Anleger jubelten. Die Botschaft an die Wall Street wie an Washington war klar: Facebook wird sich auch künftig nur an Gesetze halten, die dem Netzwerk nutzen. Ansonsten kauft man sich eben frei. Die geplanten Regulierungen in Europa und in den USA könnten ausgerechnet Facebook in die Hände spielen. Strengere Auflagen machen es vor allem Wettbewerbern und Neugründungen schwer, Marktanteile zu gewinnen. Facebook hingegen, das mit Whatsapp und Instagram über ein Quasi-Monopol bei den Sozialen Netzwerken verfügt, kann den Auflagen entspannt entgegenblicken. Der Firmenchef wirbt neuerdings sogar persönlich für mehr Regulierung. Denn es gibt einen Masterplan. Als Mark Zuckerberg auf der Facebook-Jahreskonferenz verkündete, die Zukunft sei privat, lachten viele im Publikum. Aber der Facebook-CEO meinte es todernst. Seit geraumer Zeit ist der Konzern dabei, die Datenbanken seiner drei Messenger-Netzwerke zusammenzuführen und zu verschlüsseln. Sprich: Nicht einmal Facebook wird in Zukunft wissen, welche Inhalte in seinem Netzwerk diskutiert werden. Das ist so teuflisch wie genial: Wer nicht weiß, was auf seiner Plattform geschieht, hat auch keine Pflicht, sich um die Inhalte zu kümmern. Hassprediger, Nazi-Gruppierungen und all die Probleme, mit denen Facebook, YouTube und Twitter zu kämpfen haben, würden sich in die Dunkelkammern des Webs verlagern. Eine Handhabe dagegen gibt es nicht. Und wenn, so wäre das nicht mehr das Problem von Facebook.

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