Kolumne „Total Digital“ Mit KI gegen Seuchen

Düsseldorf · Bei der Früherkennung des Corona-Virus ist die Technik dem Menschen überlegen.

 Ein Start-up hat mit Künstlicher Intelligenz den Verlauf der Seuche voraussagen können.

Ein Start-up hat mit Künstlicher Intelligenz den Verlauf der Seuche voraussagen können.

Foto: thinkstock/stnazkul

Beim Einkaufen im Supermarkt kam mir vergangene Woche eine Frau mit Einkaufswagen und Mundschutz entgegen. Die Angst vor dem Coronavirus ist offenbar auch in Wuppertal angekommen. Ich möchte die Bedrohung nicht kleinreden, dennoch halte ich das Coronavirus mal wieder für ein schönes Beispiel für den Unterschied zwischen subjektiv empfundener und tatsächlicher Bedrohung. Subjektiv hatte die Dame offenbar das Gefühl, die Gefahr einer Infektion sei relativ hoch. Objektiv gesehen war die Gefahr einer Infektion aufgrund anderer Keime am Einkaufswagengriff wahrscheinlich sehr viel höher.
Spannend fand ich, dass ein kanadisches Start-up mittels Datenanalysen die Ausbreitung des Virus sehr viel schneller vorhergesagt haben soll als die Weltgesundheitsorganisation WHO. Neun Tage bevor diese ihre erste Warnung verschickt hat, hatte das Start-up Bluedot die Gefahr bereits erkannt. Das Unternehmen hat dafür verschiedene Meldungen über Krankheitsfälle mit anderen Daten verknüpft. So ließ sich durch das Einbeziehen von Flugdaten ziemlich genau vorhersagen, wie sich das Virus ausbreiten würde. Bluedot hatte korrekt prognostiziert, dass sich das Virus zunächst Richtung Bangkok, Seoul, Taipeh und Tokio ausbreiten würde. Den Menschen macht das Start-up trotz des Einsatzes von künstlicher Intelligenz übrigens nicht überflüssig. Die Ergebnisse der KI werden von Epidemiologen geprüft und aufbereitet, um sie beispielsweise Regierungen zur Verfügung zu stellen.
Es ist eine beeindruckende Geschichte, über die das US-Magazin „Wired“ berichtet hat. Sie ist ein Beleg dafür, dass Datenanalysen nicht nur Fluch, sondern auch Segen sein können – auch das ein Beispiel, bei dem subjektive und objektive Einschätzung oft sehr unterschiedlich sind.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor unter kolumne@rheinische-post.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort