Digitalisierung in der Krise Letzte Chance Corona

Düsseldorf · Unsere Industrie ist analog und verkrustet – die digitalen Chancen, die die Corona-Krise uns bietet, müssen wir deshalb unbedingt nutzen. Staatshilfen für Unternehmen, die immer noch nicht in der digitalen Gegenwart angekommen sind, ergeben wenig Sinn.

  Fahrzeuge stehen vor einem Autohaus.

Fahrzeuge stehen vor einem Autohaus.

Foto: dpa/Ralf Hirschberger

Die Pandemie war noch gar nicht als solche erklärt, da wurden aus der Wirtschaft schon die ersten Rufe nach Staatshilfe laut. Spätestens seit Ostern lassen die Lobbyisten von Lufthansa, Einzelhandel und Autoindustrie im Kanzleramt alle Masken fallen: Rettet uns! Rettet uns!
Aber warum eigentlich? Klar, natürlich muss man den Schwächsten der Schwachen, den Arbeitnehmern, helfen. Warum aber den Unternehmen? Machen wir uns nichts vor: Die meisten Probleme, die BMW, Daimler, VW, die Lufthansa oder Einzelhändler wie Karstadt und Kaufhof heute haben, haben rein gar nichts mit Corona zu tun. Und: Müssen Unternehmen mit Steuergeldern gerettet werden, die noch immer nicht im neuen Jahrtausend angekommen sind? Machen Sie den Test: Vergleichen Sie Online-Services der Lufthansa mit jenen zeitgemäßer Online-Reiseanbieter. Bestellen Sie online bei Media Markt und dann bei Amazon. Vergleichen Sie den Bordcomputer jeder deutschen Automobil-Luxusmarke mit einem Tesla – als sei das Internet gerade erst erfunden worden. Die Krise beschert uns einen Crashkurs in Digitalisierung – sie legt aber auch offen, wie analog und verkrustet unsere traditionelle Industrie ist – unsere volkswirtschaflichen Versäumnisse sind gewaltig. Vielleicht ist es an der Zeit, sich damit abzufinden, nicht länger Klassenprimus zu sein. Wirtschaftswunder. Exportweltmeister. Verblasste Mythen?
Wir haben die Wahl, uns und unsere Kinder auf den bevorstehenden Abstieg einzustimmen oder diese Pandemie als Weckruf zu begreifen, endlich unsere Hausaufgaben zu machen. Staatshilfe aus Steuergeldern und dann zurück zur alten Normalität wäre das Schlimmste, was uns passieren könnte. Corona ist vielleicht unsere letzte Chance, den Anschluss an die Gegenwart zu finden.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

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