Kolumne: Total Digital Allein gegen das FBI

Sollen US-Polizeibehörden einen Generalschlüssel für Smartphones bekommen, um die dort gespeicherten Daten auszulesen? Apple-Chef Tim Cook weigert sich beharrlich, eine solche Hintertür für das iPhone zu bauen. Und steht alleine da.

 Richard Gutjahr, Autor unserer Kolumne, ist außerdem Moderator für das Bayerische Fernsehen und Blogger.

Richard Gutjahr, Autor unserer Kolumne, ist außerdem Moderator für das Bayerische Fernsehen und Blogger.

Foto: Mathias Vietmeier

Willst Du Dich mit einem Amerikaner streiten, sprich mit ihm über die Klimaerwärmung. Willst Du ihn komplett gegen Dich aufbringen, diskutiere mit ihm über Datenschutz. Dass jetzt ausgerechnet die Silicon-Valley-Ikone Apple das Thema Privacy zu einem Grundpfeiler ihrer Firmenphilosophie erklärt, grenzt fast an ein Wunder.

In den USA tobt aktuell eine Schlacht zwischen Sicherheitsbehörden und einem Technologie-Konzern. Der Streit entzündete sich an einem iPhone, das einem der beiden Todesschützen von San Bernardino gehörte. Bei dem Blutbad im Dezember kamen neben den beiden Attentätern 14 Menschen ums Leben. Trotz intensiver Bemühungen war es den Ermittlern nicht gelungen, sämtliche Daten aus dem Telefon zu extrahieren.

Das FBI forderte Apple auf, eine Hintertür in seine iPhones zu bauen, die es Polizeibehörden ermöglicht, E-Mails, SMS-, Bewegungs-, aber auch Gesundheitsdaten der Nutzer abzurufen. "Sie verlangen von uns, Krebs zu programmieren", warnt Apple-Boss Tim Cook. "Damit erwischen Sie nicht die Bösen, sondern gefährden Hunderte von Millionen Unschuldiger ."

Auch in Deutschland geht die Debatte "Freiheit gegen Sicherheit" in die nächste Runde. Nach der Wiedereinführung der umstrittenen Vorratsdatenspeicherung hat das Bundeskriminalamt letzte Woche den neuen Bundestrojaner vorgestellt. Ein Computerprogramm, das unbemerkt in unsere Rechner und Smartphones eindringt und die gespeicherten Daten liest. Kritiker befürchten, dass der Trojaner weitaus mehr kann und häufiger eingesetzt wird, als die Behörden angeben.

In Amerika ist die Bevölkerung gespalten. Laut Umfrage stellen sich 51 Prozent der US-Bürger auf die Seite des FBI. Apple hat angekündigt, den Streit wenn nötig bis vor den Supreme Court zu bringen. "Hier geht es nicht um ein iPhone", so Tim Cook, "hier geht es um die Zukunft."

Inzwischen hat der Fall sogar den Präsidentschaftswahlkampf erreicht. Donald Trump hatte jüngst zum Boykott von Apple-Produkten aufgerufen. Vielleicht hätte seine Aufforderung mehr Gewicht gehabt, würde er seine Tweets nicht ausgerechnet auch mit seinem iPhone verschicken.

Richard Gutjahr ist Moderator für das Bayerische Fernsehen und Blogger.Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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